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BNN vom 14. Oktober 2022

Pressebericht über das Stadtmuseum

Alles im Fluss

Mit seiner neuen Ausstellung zu den Menschen am Rhein setzt das Stadtmuseum Karlsruhe auf Vernetzung

Von unserem Redaktionsmitglied Kirsten Etzold

Malerischer Rhein: Als Ergänzung der Ausstellung im Stadtmuseum "Menschen am Rhein" zeigen Elisabeth und Roland Schmitt Originalgemälde und Vorentwürfe des Malers August Kutterer in dessen einstigem Atelierhaus in Daxlanden

Mit einer meterlangen Papierrolle in den Händen steigt Roland Schmitt auf zwei Stühle im gemütlichen Atelierhaus des früheren Daxlander Kunstmalers August Kutterer. So groß ist der malerische Vorentwurf einer idyllischen Szene am Rheinufer, dass Schmitt ein bisschen turnen muss, um das Gemälde zu entrollen. Seine Frau Elisabeth Schmitt, die Enkelin des 1954 verstorbenen Malers, hat es einfacher. Sie stellt ihr Lieblingsmotiv, ein Stillleben, auf eine Staffelei. Der Clou: Dreht man es um, sieht man die Kähne am Rheinufer, die es Kutterer angetan hatten. Vermutlich um Material zu sparen, malte er sie auf die Rückseite des Stilllebens.

"Wir leben hier schon seit Generationen mit dem Rhein." - Elisabeth Kutterer (in Daxlanden aufgewachsen)

Wasser, Weite, Fernweh: Dieser Dreiklang spricht heute wie damals viele Menschen an. In Karlsruhe gilt das besonders für diejenigen, die am oder mit dem großen Strom leben: Ruderer und Freizeitkapitäne, Berufsfischer, Radfahrer oder auch passionierte Fotografen. Das greifen im Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais Christina Sutter und Ferdinand Leikam auf mit ihrer frisch aufgemachten Ausstellung "Stadt Mensch Fluss: Karlsruher*innen am Rhein".

In der Vorbereitungsphase machten sich die Kuratoren auf zur Wasserschutzpolizei und zu den Profis im Rheinhafen, zu Vereinen, Naturschützern und Künstlern der Ateliergemeinschaft Nordbecken. Und sie machten die Bekanntschaft der Eheleute Schmitt aus Odenheim, die das Erbe des zu seiner Zeit weit über Karlsruhe hinaus bekannten Freiluft-Malers Kutterer gerettet haben.

"Wir leben schon seit Generationen mit dem Rhein", sagt die Enkelin, die in Daxlanden aufwuchs. Die verwunschenen Gärten, hohen Pappeln und verborgenen Rheinauen kennt sie von Kindesbeinen an. Der Kutterer-Erlebnis-Weg, den sie ausgehend vom Atelierhaus in der Vorderstraße 14 in Daxlanden entwickelt hat, folgt Motiven ihres Großvaters.

Leikam bleibt lächelnd stehen vor Kutterers Feldstaffelei, die der 1898 geborene Daxlander für seine häufigen Ausflüge mit Pinsel und Palette in die Natur schulterte. Ein Schirm, dessen Stoff zum Zerfallen mürbe wirkt, krönt die Konstruktion. "Den Schirm hat er nicht für sich aufgespannt", erklärt der Kurator. "Es ging darum, dass ihm die Sonne nicht zu schnell die Farben trocknet."

Der Fluss verbindet: Im Prinz-Max-Palais zeigt das Stadtmuseum in seiner Ausstellung "Stadt, Mensch, Fluss. Karlsruher*innen am Rhein", was sich dort alles abspielt

Auch die Besucher der Rhein-Ausstellung im Stadtmuseum erwartet ein Spaziergang hinein in die Welt am Fluss. Um 22 Menschen aus den Bereichen Freizeit und Sport, Verkehr und Technik, Kunst und Kultur mäandernd wie der Fluss, um dessen Anwohner es geht, führt die Spur aus der Vergangenheit mit Flussbegradiger Tulla und Hafenerbauer Honsell in die Gegenwart. Zum Beispiel zur Naturpädagogin Susanne Pimentel, zum Goldwäscher Michael Leopold oder zum jungen Motorbootfahrer Linus Mund.

"Wir sind im Schneeballverfahren einer interessanten Persönlichkeit nach der anderen begegnet", erzählt Leikam. "Die Liste der Menschen aus dem Hier und Heute wuchs immer weiter." Wertvolle Kontakte auch rheinauf- und -abwärts seien entstanden. So wollen die Kuratoren weitermachen. "Unser Ziel ist", sagt Leikam, "das Stadtmuseum besser mit den Menschen in der Stadt zu vernetzen."

Der Anfang sei ermutigend und von beeindruckendem Vertrauen geprägt gewesen, berichtet der Ausstellungsmacher: Kein Angefragter gab dem Museumsprojekt einen Korb. Stattdessen aber bereitwillig persönliche Objekte als Leihgabe.

Wie das Flussbettmodell des Fischers Andreas Dannenmaier, komplett mit Pflanzenbewuchs und Reusen en miniature unter einem mächtigen Original. Wie das Olympiaboot von 1964, das nun inklusive der alten Sportschuhe im letzten Saal hängt, gegenüber dem unvergessenen "Milch"-Schriftzug aus dem Rheinstrandbad Rappenwört.

"Was verbindet Sie mit dem Rhein?", fragt die Mitmachstation als letzter Anziehungspunkt vor dem Ausgang. Auf Postkarten mit blauer Wellenlinie unter dem Stichwort "Mein Rhein" hinterlassen Besucher erste Antworten. Teils wehmütige Erinnerungen sind festgehalten. Andere beschreiben, wie sie am Strom als kostbarem Rückzugsraum Erholung finden. Eine weitere Notiz verrät aber auch, dass längst nicht jedem Menschen, der in Karlsruhe lebt, der Fluss und seine verträumten Auen automatisch vertraut sind: "Als ich hergezogen bin, war mir gar nicht bewusst, dass der Rhein so direkt in der Nähe ist und was man hier alles machen kann."

Raus an den Rhein

Die Ausstellung: "Stadt Mensch Fluss: Karlsruher*innen am Rhein" im Stadtmuseum Karlsruhe (bis 2. April 2023) ist eine von 38 Ausstellungen der Drei-Länder-Aktion "Der Rhein – Le Rhin". Dazu gehören auch die Schau "Rheingold" des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss (bis 10. September 2023) sowie eine Ausstellung zum Rastatter Kongress 1797 bis 1799 im Stadtmuseum Rastatt (ab 25. November, bis 24. September 2023).

Die Rhein-Ausstellung im Stadtmuseum Karlsruhe begleiten Veranstaltungen an außergewöhnlichen Orten. Am Sonntag, 16. Oktober, von 14.30 bis 16.30 Uhr führen Elisabeth und Roland Schmitt unter dem Titel "Zu Gast bei August Kutterer" durch das Atelierhaus, Vorderstraße 14, und auf den Kutterer-Erlebnis-Weg. Anmeldung: Telefon (07 21) 1 33 42 31 oder per Mail an stadtmuseum@kultur.karlsruhe.de bis spätestens Freitag, 14. Oktober, 13 Uhr. ke

Quelle: Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | 14. Oktober 2022

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