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Ausgestellt und vorgestellt - Blick ins Archiv

 

Narben als Zierde - Das Corps Saxonia und das Fechten

 

Wir blicken auf sieben junge Studenten. Alle tragen Band und Mütze ihrer Studentenverbindung, des Corps Saxonia Karlsruhe, bis auf den Mittleren. Sein Kopf ist Blut überströmt, er hat dort zahlreiche Wunden. Man könnte meinen, hier habe sich etwas Schreckliches ereignet, doch die Studenten auf dem Bild scheinen gut gelaunt zu sein und lächeln. Doch warum ist das so?

Gruppenfoto

Seine Wunden hat sich der junge Mann bei einem Fechtkampf, der Mensur, zugezogen, die er für seine Verbindung gegen eine andere geschlagen hatte. Die Mensur hat eine lange Tradition bei vielen Studentenverbindungen. Sie entwickelte sich allmählich durch die Reglementierung studentischer Zweikämpfe im ausgehenden 18. Jahrhundert. Vor allem im Deutschen Kaiserreich nahm sie immer mehr die heutigen Formen an. So entwickelte man die Schutzkleidung für den Körper und die so genannte Paukbrille. Auch waren, wie heute, nur noch Hiebe auf den Kopf erlaubt, während zuvor Verletzungen am Körper immer wieder zu Todesfällen geführt hatten. Gefochten wurde und wird in Karlsruhe mit so genannten Korbschlägern. Die Narben ihrer Hiebe wurden zu signifikanten Schmissen, die von manchen Studenten auch durch das Verzögern der Heilung kleinerer Wunden erzeugt wurden.

Die Mensur war und ist ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem möglichst viele Mitglieder, Aktive und Alte Herren, einer Verbindung anwesend sind. Es geht nicht um den Sieg, sondern um die Überwindung der eigenen Angst. Die Mensur wird heute als Element der Persönlichkeitsbildung gesehen, da auch das Erlernen der Techniken viel Disziplin und Sorgfalt erfordert. Als gesellschaftliches Ereignis trägt sie gleichzeitig zur Stärkung des Zusammenhalts innerhalb der Verbindung bei. Nun ist auch zu verstehen, warum der junge Mann nach der erfolgreichen Teilnahme an einer Mensur so guter Laune ist.

Seine Verbindung, das Corps Saxonia Karlsruhe, wurde 1856 von drei ehemaligen Mitgliedern der gleichnamigen Verbindung aus Hannover gegründet. Im Jahr 1913 erbaute man das Corpshaus in der Mathystraße, das erst 1982 durch ein neues in der Werderstraße ersetzt wurde. 1935 löste sich die Verbindung im Nationalsozialismus vorübergehend selbst auf und gründete sich nach dem Zweiten Weltkrieg erneut. Das Corps Saxonia besteht bis heute in Karlsruhe ebenso wie die Mensur noch immer Teil seiner Tradition ist.

Das gezeigte Bild stammt aus einem Fotoalbum des Corps Saxonia Karlsruhe aus dem Jahr 1920. Darin finden sich noch weitere Bilder von der Mensur, aber auch Porträts und Gruppenaufnahmen der Studenten sowie zahlreiche Bilder von Festen und Feiern im Corpshaus.


Max Schlenker

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