Das heutige Sonnenbad am Rheinhafen kann bereits auf eine mehr als einhundertjährige Geschichte zurückblicken. Ursprünglich beantragte der Stadtrat jedoch am 6. März 1911 die Errichtung eines "Licht-, Luft- und Sonnenbades" an der Südseite der Schwimmhalle des städtischen Vierordtbades. Die Besucher des seit 1873 bestehenden Bades sollten die Möglichkeit haben, direkt von der Schwimmhalle ins Freie zu gehen und "die Annehmlichkeiten des Luft- und Sonnenbades mit denen des Schwimmbades zu vereinigen".
Ein weiteres Schwimmbad für Karlsruhe war also zunächst gar nicht geplant, vielmehr war der 67 x 23 m große Platz als Einladung an die Besucher des Vierordtbades gedacht, ein Sonnenbad zu nehmen und sich ausgiebigen Leibesübungen zu widmen. Eine fensterlose, hölzerne und gegen die Ettlinger Straße gerichtete Halle, die gleichzeitig Auskleideplatz war, sollte neugierige Blicke der Anwohner abhalten.
Dennoch rief das gut gemeinte Vorhaben die benachbarten Mieter und Hausbesitzer auf den Plan, die ihren energischen Widerstand in einer an den Stadtrat gerichteten mit 33 Unterschriften versehenen Eingabe kundtaten. Sie fanden den Platz aufgrund der Nähe zum neu zu errichtenden Hauptbahnhof ungeeignet, aber auch der Straßenstaub, verursacht vom "starken Fuhrverkehr und den vielen durchsausenden Automobilen", wirke störend auf das Wohlbefinden der Badegäste. Nicht zuletzt bestand die Sorge, die Häuser verlören an Wert und die Lärmbelästigung durch tobende Jugendliche im Bad störe die Nachbarschaft.
Vor allem aber richteten sich die Bedenken gegen die Abholzung des nahe gelegenen Sallenwäldchens, welches als "erfrischende Oase im Treiben der Großstadt" und "als schattenspendender Erholungsort der Südstadtbewohner mit vollem Recht hoch geschätzt" sei. Doch so weit kam es nicht, denn der Stadtrat zog seinen Antrag bereits am 11. April 1911 mit dem Vorsatz zurück, eine geeignetere Stelle für das Bad zu finden.
Erst drei Jahre später, am 24. Mai 1914, stellte die Stadtgemeinde dann den Antrag, am Rheinhafen in der Nähe des städtischen Elektrizitätswerkes ein neues Schwimmbad zu bauen und mit Unterstützung der Militärbauverwaltung, deren Militärschwimmschule einige Jahre zuvor geschlossen worden war, konnte das Bauvorhaben des Rheinhafenbades schließlich im Jahr 1915 verwirklicht werden.
Eric Wychlacz
