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Ausgestellt und vorgestellt - Blick ins Archiv

 

Deutsch-japanische Völkerverständigung


Die Entstehungsgeschichte des japanischen Gartens in Karlsruhe ist heute nicht mehr genau rekonstruierbar, aber vermutlich im Zeitraum 1913/14 anzusiedeln. Damit ist er einer der ältesten Deutschlands. Die damalige Gartenanlage veränderte sich im Laufe der Zeit mehrfach und wurde immer wieder durch Schenkungen aus Japan ergänzt, so auch 1927 durch einen Schinto-Schrein mit zwei so genannten Komainu (Schutzlöwen) und einem Torii (Torbogen). Angeregt und maßgeblich in die Wege geleitet wurde diese Schenkung durch den gebürtigen Karlsruher Prof. Dr. Siegfried Gräff, der zuvor zwei Jahre in Japan gelebt und gearbeitet hatte.

Shinto-Schrein im Japangarten

Siegfried Gräff wurde am 22. März 1887 in Karlsruhe als Sohn des Buchhändlers Wilhelm Gräff geboren und studierte ab 1905 an verschiedenen deutschen Universitäten Medizin. Er war Pathologe und arbeitete nach seiner Promotion 1912 vor allem am Pathologischen Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er im Juni 1917 in den Fächern allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie habilitiert wurde. Ab 1921 war er am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg tätig und wurde dort noch im gleichen Jahr zum Professor ernannt. Im Dezember 1922 erhielt er dann den Ruf der japanischen Universität Niigata und arbeitete dort von 1923 bis 1925 als Gastprofessor am Pathologischen Institut. Siegfried Gräff war damit ein international anerkannter Wissenschaftler und Pathologe, dem 1929 die Leitung des Pathologischen Instituts des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Barmbek übertragen wurde, außerdem lehrte er an der medizinischen Fakultät der Universität in Hamburg. Er starb 1966 in Burgberg (heute Ortsteil der Gemeinde Königsfeld im Schwarzwald).

Gräffs Kontakte und sein bis nach Japan reichender guter Ruf ermöglichten es, dass der Schrein und auch die Schutzlöwen von Künstlern aus der Stadt Nagoya gefertigt wurden. Die japanische Stadt übernahm die Kosten dafür, sodass Karlsruhe nur die Material- und Transportkosten zu tragen hatte. Mit dem Schiff wurden die Kunstwerke schließlich nach Karlsruhe gebracht und im Herbst 1927 im Japangarten aufgestellt. Zu der aufwändig geplanten Übergabe des Schreins an die Stadt, zu der dank Siegfried Gräff zahlreiche japanische Vertreter geladen waren kam es jedoch nicht mehr. Der badische Staatspräsident Heinrich Köhler hatte seine Teilnahme überraschend zurückgezogen, nachdem in der Presse fälschlicherweise behauptet worden war, dass der Schrein auch geweiht werden sollte. Zunächst wollte man die Veranstaltung daraufhin nur verschieben, letztlich fand sie dann aber nicht mehr statt. Der Stadt Nagoya wurden zum Dank Fotos des aufgestellten Schreins übersendet, die beiden Künstler erhielten Kunstwerke der Majolika.

Der nur wenige Dokumente umfassende Nachlass von Prof. Dr. Siegfried Gräff dokumentiert eindrücklich seine Bemühungen und er wird darin immer wieder auch von höchster Ebene für seinen gelungenen Beitrag zur deutsch-japanischen Völkerverständigung gelobt. Die Briefe und Fotos gelangten im Jahr 2014 durch eine private Schenkung in das Stadtarchiv und fanden bei der Erstellung des Buches "Der Japangarten in Karlsruhe" von Horst Schmidt erstmals Verwendung. Nun wurden sie auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.


Lisa Hauser

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