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Ausgestellt und vorgestellt - Blick ins Archiv

Hellmut Stutz - zeitlebens aktiv gegen Neonazismus, für Frieden und Demokratie

 

Im Jahr 2020 gelangte der Nachlass von Hellmut Stutz (1914 - 1994) ins Stadtarchiv. Die Unterlagen spiegeln zwar nicht die gesamte politische und gesellschaftliche Aktivität Stutz‘ wider, zeugen aber von seiner politischen Überzeugung, für die er zeitlebens eintrat. Er war nach 1945 Mitglied verschiedener Gruppen der Linken in Karlsruhe.

Der aus einer Arbeiterfamilie stammende Hellmut Stutz besuchte die Kant-Oberrealschule und legte 1934 das Abitur ab. Wie der Vater trat er der Sozialdemokratie bei und war ab 1930 aktiv im Vorstand der örtlichen Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). Mit einigen Mitschülern verweigerte er sich 1933 der geforderten neuen NS-Disziplin, lehnte das Singen des Horst-Wessel-Liedes und den "Deutschen Gruß" ab. Sein geplantes Volkswirtschaftsstudium konnte er deswegen nicht umsetzen.

Trotz seines jugendlichen Alters schloss sich Stutz nach der Ausschaltung der ersten Karlsruher SPD-Widerstandsgruppe um Friedrich Weick dem regionalen illegalen Widerstandsnetz in der SPD um den ehemaligen Landtagsabgeordneten Georg Reinbold an. Aus Basel holten sie verbotene Schriften wie das Periodikum "Sozialistische Aktion", verteilten sie und hielten so die SPD-Organisation im Verborgenen aufrecht. Darüber hinaus produzierte Stutz eigenhändig Aufrufe gegen den Hitler-Faschismus, die er in Telefonzellen, Briefkästen und auf Spazierwegen hinterließ. Dafür wurde der 20-jährige 1935 zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Der "Wehrunwürdige" entzog sich der Kriegseinziehung zur "Organisation Todt" 1944 durch Flucht.

Nach der Befreiung 1945 übernahm Stutz anfangs die Leitung des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes in Karlsruhe, von 1946 bis 1950 war er Stadtrat für die SPD. Lange Zeit engagierte er sich als Erster oder Zweiter Vorsitzender des Kreisverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN(-BdA)). Gegen den aus dem Kalten Krieg stammenden Unvereinbarkeitsbeschluss seiner Partei gegen die VVN von 1948 und seinem daraus resultierenden Parteiausschluss widersetzte er sich vergeblich. Unter Stutz’ Tätigkeit beteiligte sich die VVN an Ostermärschen und war Teil der außerparlamentarischen Opposition (APO) sowie aktiv in der „Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Friedensverbände“ (ADF), wo Stutz selbst Mitglied verschiedener Gruppen war. Die wenigen Überbleibsel seines politischen Lebens im Stadtarchiv zeugen von einem Menschen, der die grundgesetzliche Formel von Freiheit und Demokratie aktiv lebte.

 

Jürgen Schuhladen-Krämer

Mitgliedsausweis der Naturfreunde von Hellmut Stutz
Mitgliedsausweise und -bücher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Schreiben mit Androhung der SPD-Partei

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