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Ausgestellt und vorgestellt - Blick ins Archiv

 

Kriegserlebnisse eines Vizefeldwebels
im Deutsch - Französischen Krieg 1870 - 1871


Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich dem Königreich Preußen und damit dem gesamten Norddeutschen Bund den Krieg. Frankreich fand keine Verbündeten, da die übrigen europäischen Staaten neutral blieben. Es traten aber die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt in den Krieg ein, um das sogenannte Schutz- und Trutzbündnis mit dem Norddeutschen Bund unter Führung Preußens zu erfüllen. Einer der badischen Soldaten, die in diesen Krieg zogen, war Gustav Lang, ein einfacher Kaufmann, geboren 1848 in Karlsruhe, der bei seinen Eltern Gustav Lang und [Betty] geb. Polzin lebte.

Seine "Feldzugserlebnisse eines Vicefeldwebels" hielt Gustav Lang, auf Deutsch und teilweise auf Französisch, in einem Kriegstagebuch fest und ergänzte diese Aufzeichnungen durch viele wunderschöne, detaillierte Zeichnungen. Zum Beispiel berichtet er über das Gefecht bei Nuits. Darüber schreibt er, dass sie am 18. Dezember um 5 Uhr morgens den Befehl bekamen, den Feind bei Nuits anzugreifen. Gegen 6 Uhr begann der Marsch nach Nuits und sie kämpften sich durch fünf Dörfer bis sie bei Villars Fontaine ankamen. Doch dort wurden sie von Feinden überrascht und standen unter ständigem Beschuss. Er beschreibt, wie sie über eine lange Mauer in einen großen Garten und dahinter über eine weitere Mauer klettern mussten und dass bei diesem Gefecht zahlreiche Männer fielen. Dieses Szenario lässt sich in einer seiner Zeichnungen eindeutig wiedererkennen.

Zeichnung über das Gefecht bei Nuits
Zeichnung über den Kriegsalltag

Jedoch berichtet er nicht nur über die zahlreichen Gefechte, sondern auch viel über den sonstigen Alltag während des Krieges. Das Buch begleitete Gustav Lang somit vermutlich von der ersten bis zur letzten Stunde. Es beginnt mit den Worten des französischen Konsuls Boner in Emden, durch den Lang vom Kriegsausbruch erfuhr:

"Meine Herren, Entsetzliches hat sich ereignet!
Frankreich hat uns den Krieg erklärt!
So wie wir Österreich in 66 überfallen haben,
so überfällt uns jetzt Frankreich! Die Franzosen
marschieren auf Mainz und Cöln! Die Französische
Flotte ist nach der Nordsee unterwegs und kann
jeden Augenblick hier eintreffen!"

Die Aufzeichnungen enden mit der Parade der siegreichen Truppen in Karlsruhe und die Rückkehr in die Rastatter Kaserne.

Gustav Lang verstarb am 26. September 1882 im Alter von nur 34 Jahren. Es wäre lohnenswert, sein Buch in Zukunft noch vollständig zu transkribieren, da es eine beeindruckende Quelle zum Deutsch-Französischen Krieg aus der persönlichen Sicht eines Kriegsteilnehmers darstellt.


Natalie Schwaninger

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