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Ausgestellt und vorgestellt - Blick ins Archiv

 

Glasplatten des Fotoateliers Schmeiser

 

Hermann Schmeiser gründete 1908 das Fotoatelier Schmeiser. Schon bald etablierte es sich als Adresse für Fotografien aller Art, denn Schmeiser fertigte nicht nur Portrait- und Familienaufnahmen von Karlsruher Bürgern und Politikern, sondern auch Gruppenaufnahmen von Soldaten, Vereinen, Studentenverbindungen und Schulklassen, Aufnahmen von besonderen Ereignissen oder Werbeaufnahmen für Karlsruher Firmen.

Beheimatet war das Fotoatelier zunächst in der Amalienstraße 85. 1921 zog es in die Rüppurrer Straße 16 um, wo Hermann und nach dessen Tod sein Sohn Bertold Schmeiser ein Fotoatelier im Rückgebäude nutzten, das der Fotograf Josef Mürnseer schon fast dreißig Jahr zuvor eingerichtet hatte. Nach Bertold Schmeisers Tod übernahm dessen Sohn Thorolf Peter das Geschäft 1980, schloss es jedoch schon kurze Zeit später. Als das Rückgebäude in der Rüppurrer Straße 16 1991 abgerissen werden sollte, verkaufte Thorolf Peter Schmeiser den Bestand an das Stadtarchiv Karlsruhe.

Der Bestand umfasst neben vier Auftragsbüchern rund 80.000 Fotos, zum Großteil Portraitaufnahmen, zum Beispiel von Hochzeitspaaren, Kommunionkindern oder generationenübergreifende Familienfotos. Mode, Generationenverhältnisse und Familienstrukturen der jeweiligen Zeit sowie deren Wandel im Laufe des letzten Jahrhunderts sind aufgrund des zeitlichen Umfangs des Bestandes anhand der Aufnahmen gut auszumachen. Die Personenaufnahmen sind daher von großer sozial- und familiengeschichtlicher Bedeutung.

Unter den Portraitaufnahmen befinden sich auch einige prominente Persönlichkeiten, wie der badische Minister Adam Remmele oder der ehemalige Staatspräsident von Baden und spätere baden-württembergische Finanzminister Heinrich Köhler. Zeugnis und geschichtlichen Überblick von und über Karlsruher Institutionen und Vereinigungen geben die Gruppenaufnahmen, die ebenfalls einen großen Teil des Bestandes einnehmen. Darunter befinden sich Gruppenfotos von unterschiedlichen Sportmannschaften oder Schulen, wie zum Beispiel ein Gruppenfoto von Schülerinnen der Frauenarbeitsschule, die vermutlich von ihnen gefertigte Trachten und Kostüme tragen.

Gruppenfoto

Für die Stadtgeschichtsforschung ist der Bestand bedeutend, da die Fotografen Schmeiser neben Personen auch besondere Ereignisse in der Stadt und Ansichten der Stadt im Wandel der Zeit mit der Kamera festhielten. So ist zum Beispiel der Bau des neuen Hauptbahnhofes, Zerstörung und Wiederaufbau der Liebfrauenkirche in der Südstadt oder der Besuch Konrad Adenauers 1950 in Karlsruhe dokumentiert.

Auch Werbeaufnahmen für Firmen wurden im Fotoatelier Schmeiser gefertigt. Einer der Firmen war das 1945 von Max Egon Becker zunächst als Reparaturwerkstätte für Rundfunkgeräte gegründete Autoradiowerk Becker. Im Laufe der Jahre erweiterte Becker das Angebot um die Produktion eigene Autoradios. 1995 wurde die in Ittersbach ansässige Firma schließlich von dem amerikanischen Unternehmen Harman International aufgekauft.

Signifikant für den Bestand des Fotoateliers Schmeiser ist, dass trotz neuer Filmmaterialien lange Zeit auf Glasplatten fotografiert wurde. Diese verzeichneten und digitalisierten Mitarbeiter des Stadtarchivs Karlsruhe mit Unterstützung der Kulturstiftung Baden-Württemberg und machten so eine Bebilderung der Karlsruher Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich, die fast ein ganzes Jahrhundert umfasst.


Selina Küst

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