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Ausgestellt und vorgestellt - Blick ins Archiv

 

Gruß aus der Vergangenheit - Eine Zeitkapsel im "Taucherbrunnen"

 

Vor der Kleinen Kirche in der östlichen Kaiserstraße begrüßt seit mehr als einem Jahrhundert ein Brunnen sowohl Besucher des Gotteshauses als auch vorbeigehende Passanten. Das Denkmal zog aber nicht nur Blicke von Fußgängern auf sich, sondern im Rahmen einer Ausstellung auch von Kunstliebhabern. Bei Renovierungsarbeiten brachte es zudem eine Kapsel mit einem Dokument aus seiner Entstehungszeit zum Vorschein.

Konrad Taucher, der ausführende Bildhauer, wurde im Juli 1904 durch die Stadt mit dem Entwurf und Bau des Brunnens beauftragt. Für die Arbeiten, die vertragsgemäß im Mai 1905 abgeschlossen werden konnten, erhielt er insgesamt 9.000 Mark. Er schuf ein Kunstwerk, das in der Karlsruher Bevölkerung, aber auch überregional überaus positiven Anklang fand. Die bronzene Knabenfigur gehört heutzutage genauso zum Stadtbild wie Pyramide und Schloss. Der Jüngling kniet auf einem quadratischen Sockel und beugt sich über ein Schöpfbecken aus grauem Muschelkalk. In seiner Hand hält er eine vergoldete Schale, aus der Wasser in das große Becken rinnt, welches wiederum durch einen Widderkopf in einen vorgelagerten Trog fällt. Der Brunnen diente als Trinkwasserquelle auch einem praktischen Zweck.

Die Skulptur des nackten Jünglings war Teil einer viel beachteten Ausstellung: Nach dem Krieg stellte der Badische Kunstverein in einer Präsentation des städtischen Kunstbesitzes die Bronzefigur im September 1949 aus. Zuvor war sie zum Schutz vor Luftangriffen von ihrem Sockel genommen und eingelagert worden. Bei Erneuerungsarbeiten am "Taucherbrunnen" im Jahr 1967 versetzte ein Bleirohr die Arbeiter in Staunen. Wie in einer Zeitkapsel erhielt sich darin eine Fotografie aus der Zeit der Aufstellung der Wasserinstallation. Sie zeigt ein Brustbild des Bildhauers aus dem Atelier des Fotografen Oscar Seeck. Auf der Rückseite des Porträts findet sich die Inschrift: "Öffner der Kapsel ist Eigentümer dieses Bildnisses. K. Taucher." In einem weiteren zeitgenössischen Dokument, einer Urkunde vom 5. Mai, nennt Taucher die an der Erschaffung des Kunstwerkes Beteiligten. Wir erfahren z.B., dass die Bildhauerarbeiten von dem Karlsruher Steinbildhauer Silvio Eisele ausgeführt wurden, der sich "9 Wochen […] weidlich geplagt u. geschunden [hat], denn das Material war heimtückisch, stahlhart und voll Löcher. Er fluchte auch manchmal wie ein Landsknecht." Taucher äußerte auch eine bescheidene Bitte an die Leser der Urkunde: "Die künstlerische Ausführung vollendete der Unterzeichnete nach bestem Gewissen, hoffend, daß die Nachwelt sich an diesem kleinen, ehrlich gemeinten, schlichten Kunstwerk erfreuen möge."

 

Eric Wychlacz

Brustbild des Bildhauers Konrad Taucher
Von Konrad Taucher entworfener Brunnen vor der Kleinen Kirche
Urkunde zur Erinnerung an die Grundsteinlegung des Brunnens
Rückseite der Urkunde zur Erinnerung an die Grundsteinlegung des Brunnens

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