Menü
eService
Direkt zu
Suche
eService – Ihr Anliegen bequem Online erledigen
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Blick in die Geschichte Nr. 100

vom 20. September 2013

Biographie Karl Friedrich Nebenius

Er gehört sicher zu den wirkungsmächtigsten Beamten die Baden je hervorgebracht hat. Schon 1885 attestierte ihm F. v. Weech "einen weiten Blick und eine seltene Vielseitigkeit des Wissens" und "eine umfassende Wirksamkeit als Politiker und Gelehrter."

Karl Friedrich Nebenius (1784 - 1857)

Geboren als Sohn eines badischen Beamten in der linksrheinischen Exklave Rhodt, 1792 von den Franzosen vertrieben, besuchte Nebenius 1793-1802 das Karlsruher Gymnasium, studierte dann in Tübingen Jura sowie Finanzwirtschaft und trat 1807 in den badischen Staatsdienst. Nach langer Beschäftigung im Finanzministerium wechselte Nebenius 1824 in das Innenministerium. Dort avancierte er 1838 zum Minister. Der "Geheimratsliberale" verlor dieses Amt allerdings schon nach 18 Monaten aufgrund der Gegnerschaft zu dem reaktionären Außenminister v. Blittersdorff. Nach dessen Sturz wurde Nebenius 1845-46 erneut Innenminister und 1846 auch Präsident des Staatsrats. 1849 trat er in den Ruhestand und widmete sich, soweit seine zunehmende Sehschwäche dies zuließ, wissenschaftlichen Studien.

Seit 1811 erarbeitete Nebenius die Vereinheitlichung des badischen Steuer- und Rechnungswesens und schuf die Binnenzölle in Baden ab. Er schrieb zudem den Entwurf der neuen Landesverfassung von 1818, in der er eine Voraussetzung für die Wahrung der Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Großherzogtums sah. Im Innenministerium sorgte er für einheitliche Maße und Gewichte und die Einführung des metrischen Systems. Mit der Ernennung seines Schwagers Ludwig v. Winter zum Innenminister 1830 gewann Nebenius bis 1839 den größten Einfluss auf die Staatsentwicklung. Gemeinsam mit dem Minister schuf er die neue Kommunalverfassung, die liberale Zivilprozessordnung und das Preßgesetz, das wegen seiner liberalen Regeln kurz darauf wieder aufgehoben werden musste. Zudem setzten beide die Abschaffung des Zehnten und der Frohnden durch. Mit der Reorganisation des Polytechnikums sorgte Nebenius für dessen erfolgreiche Entwicklung und mit der Einrichtung des Gewerbeschulwesens wurde er zum Begründer der heutigen dualen Berufsausbildung. Schließlich gehörte Nebenius seit 1818 zu den Vordenkern des 1836 verwirklichten Zollvereins und zu seinen großen Verdiensten zählt die Durchsetzung des Baus und Betriebs der Eisenbahn in staatlicher Hand.

Nebenius besaß, wie K.J. Matz mehr als 100 Jahre nach v. Weech urteilte, "ein außergewöhnliches Maß an Kreativität" und ist mit "seinen Initiativen und Maßnahmen zur Fortentwicklung von Wirtschaft, Verkehr und Bildung zu einem inneren Gründer Badens geworden." Auf dem alten Friedhof in Karlsruhe ist sein Grabmal erhalten. Die Stadt benannte eine Straße und eine Schule nach ihm und die IHK Karlsruhe verleiht für besondere Verdienste die Nebenius-Medaille.

Dr. Manfred Koch
Herausgeber / Redaktion Blick in die Geschichte

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben