Menü
eService
Direkt zu
Suche
eService – Ihr Anliegen bequem Online erledigen
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Blick in die Geschichte Nr. 101

vom 3. Januar 2014

Bücherblick

Rüppurr und seine Gastwirtschaften

 

Günther Philipp (Hg.): Rüppurr und seine Gastwirtschaften (Rüppurrer Hefte, Band 8), Infoverlag Karlsruhe 2013, 112 S., 77 Abb., 8,50 €

Neben den bisher vielfältigen Themen vermittelt die rührige Geschichtswerkstatt mit diesem neuen Band einen Einblick in die Geschichte des Gastgewerbes Rüppurrs, das als Dorf an der Straße nach Ettlingen, nach dem Süden lag und Durchgangsverkehr kannte. Aber Gastwirtschaften boten ja mehr als Essen und Trinken. Sie waren und sind auch heute, "Orte der Information und Kommunikation", wo Gruppen, Vereine, Parteien sich versammeln, wo Ortspolitik erörtert wird. Für ein solches kleines Zentrum bemüht sich mancher um eine Zulassung.

380 Einwohner zählte Rüppurr Mitte des 18. Jahrhunderts, und drei Gastwirtschaften luden da bereits ein, 1723 der "Strauß" als älteste, noch heute bewirtschaftet. Die Wirte, meist auch Handwerker, gehörten bald zu den "einflussreichsten und wohlhabendsten Bürgern", betrieben sie doch auch noch Landwirtschaft, Immobiliengeschäfte, boten Pferdekutschen für Gäste, Krankentransporte und andere Dienste an, ja man prägte den Satz: "Arme Leute, reiche Wirte". Elf dieser Gastwirtschaften werden im Einzelnen dargestellt, ein Auf und Ab, und bei mancher Einrichtung überrascht der rasche Besitzerwechsel, waren doch jeweils größere finanzielle Investitionen nötig. Das Vereinswesen blühte im 19. Jahrhundert, Gäste aus Karlsruhe wanderten zu den Biergärten an der Alb, und als 1896/98 die Albtalbahn nach Ettlingen fuhr, erstand neben dem "Restaurant Albhof" das Bahnhofshotel.

Nicht jedes dieser Gasthäuser hat überlebt. Die Autoren Edgar Dahlinger, Reinfried Kiefer und Günther Philipp schildern die Schicksale der kinderreichen Wirtsfamilien, wo man zusammenstehen musste, oft über Generationen, wie man versuchte, für die Zeitläufte das richtige Angebot zu finden. Der "Zähringer Löwe", kostspielig erneuert, gewann bald nicht den besten Ruf, als nach 1945 mit den amerikanischen Soldaten, die hier verkehrten, von Drogenhandel gemunkelt wurde.

Mit sorgfältiger Quellennutzung und Gesprächen mit Zeitzeugen sind die drei Autoren vorgegangen und haben somit jenem Rüppurr westlich der Herrenalber Straße, das ja kein Zentrum hat und wo sich die Wirtshäuser an der Langen Straße reihten, ein Gesicht gegeben. In einem Überblick wird auch auf heutige Betriebe, oft Gartenwirtschaften von Vereinen, hingewiesen, so auch auf die Fehlinvestition des einstigen Schwarzwaldhotels, 1965 im Hinblick auf die Bundesgartenschau 1967 eröffnet, 1972 abgerissen, wo heute das EWG-Hochhaus steht. Die Beiträge sind mit weiterführenden Anmerkungen und Literaturangaben versehen. Reizvoll sind vor allem die zahlreichen Abbildungen, darunter viele aus Privatbesitz, die auch dieses Heft zu einem beredten Beispiel für vorbildliche Stadteilhistorie machen.

Dr. Leonhard Müller
Der Autor ist Historiker und lebt in Karlsruhe.

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben