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Blick in die Geschichte Nr. 101

vom 3. Januar 2014

Carlsruher Blickpunkte

Wohnanlage mit Denkmal

von Gernot Horn

Die vom Mieter- und Bauverein Karlsruhe im Jahre 2002 fertig gestellte Wohnanlage an der Schückstraße in der Karlsruher Oststadt wurde nach Heinrich Coblenz benannt, dem verdienten ersten Vorstandsvorsitzenden der Baugenossenschaft nach 1945. Am 18. Juli 2003 fand auf dem Gelände die feierliche Enthüllung eines Denkmals für Heinrich Coblenz statt, die der Karlsruher Bildhauer Gerhard Karl Huber bereits 1999 angefertigt hatte.

Denkmal für Heinrich Coblenz 2014

Die Stele mit der Büste von Coblenz und einer Inschrift zur Erinnerung an seine Verdienste um den Mieter- und Bauverein und den friedlichen Wiederaufbau steht in einer kleinen baumbestandenen Grünanlage zwischen zwei der Wohnhäuser. Die langgestreckte Fläche hat G. K. Huber durch drei kleinere gepflasterte Flächen gegliedert. In der Mittleren ist die Stele aufgestellt, umgeben von Sitzbänken aus Naturstein. An den vier äußeren Ecken sind dort kleine Bronzeplaketten mit Tierkreiszeichen eingearbeitet. Auf den beiden anderen Flächen stehen je vier kleine Säulen ebenfalls aus Naturstein, die weitere Tierkreiszeichen tragen. So findet jeder Bewohner der Anlage sein Tierkreiszeichen. Bei der Gestaltung der Büste hat G. K. Huber Bezug genommen auf die Charakterisierung von Heinrich Coblenz als eines Mannes, der viel bewirkt hat, sich aber nie selbst in den Mittelpunkt des Interesses rückte.

Wohnanlage an der Schückstraße mit Denkmal für Heinrich Coblenz 2014

Durch den Standort in einer Wohnanlage ist dieses Denkmal der Allgemeinheit nur wenig bekannt. Ebenso ist mittlerweile die Erinnerung an Heinrich Coblenz verblasst, der sich nicht nur um den Mieter- und Bauverein, sondern ebenso um die Naturfreunde-Bewegung in Baden herausragende Verdienste erworben hat.

Heinrich Coblenz wurde am 29. Juli 1894 in Lahr geboren. Der gelernte Kaufmann verzog bereits 1919 nach Karlsruhe. Dort wurde er 1921 Mitglied im Mieter- und Bauverein Karlsruhe. In jenen Jahren wechselte er in das Gewerbeaufsichtsamt Karlsruhe und wurde nach der Laufbahn-Prüfung zum Inspektor ernannt. 1924 heiratete er in Karlsruhe seine aus Baden-Baden stammende Frau Karolina. Das kinderlose Ehepaar adoptierte 1929 den Sohn seines Bruders, nachdem die Schwägerin bei der Geburt verstorben war.

Frühzeitig fand Heinz Coblenz zur SPD und zu den Naturfreunden. Als junger Mann hatte er die Ortsgruppe Lahr gegründet. Durch sein örtliches Engagement wählten ihn die Naturfreunde 1918 zum Gauschriftführer und Redakteur des Gaunachrichtenblattes. 1927 wurde er schließlich Gauobmann (Vorsitzender) der Naturfreunde Baden. Dieses Amt hatte er bis zum Verbot der Naturfreunde 1933 inne.

In der Nazizeit musste er in die innere Emigration gehen, um letztlich seinen Broterwerb zu sichern. Heimlich und illegal traf er sich dennoch mit seinen badischen Naturfreunden zu Wanderungen und Zusammenkünften. In dieser Zeit leistete er die Vorbereitungsarbeiten für eine Dokumentation zur Geschichte der badischen Naturfreunde.

Nach Kriegsende begann für Heinrich Coblenz das erfolgreiche Wirken für den Mieter- und Bauverein. Bei einem Treffen von SPD-Mitgliedern Ende April 1945 bat ihn der spätere Karlsruher Oberbürgermeister Friedrich Töpper, den Wiederaufbau und die Leitung der traditionsreichen Karlsruher Baugenossenschaft zu übernehmen. Dieser schwierigen Herausforderung stellte sich Heinrich Coblenz und wurde zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Mit ungeheurem Engagement und großer Zielstrebigkeit widmete er sich dieser Aufgabe, die im damals zerstörten Karlsruhe eine Herkules-Arbeit bedeutete. Auch nach seiner Berufung 1947 zum Leiter des Arbeitsgerichtes Karlsruhe blieb er bis zu seinem Tod Mitglied des Vorstandes. Von 1958 bis 1963 war er zudem Verbandsvorsitzender badischer Wohnungsunternehmen.

Neben seinen umfangreichen beruflichen Verpflichtungen beim Mieter- und Bauverein bzw. als Leiter des Arbeitsgerichtes, widmete er sich nach 1945 dem Wiederaufbau der badischen Naturfreunde. Unmittelbar nach Kriegsende sorgte er in der amerikanischen Besatzungszone für die Wiederzulassung der Naturfreunde-Bewegung und konnte bereits am 16. Dezember 1945 zu einer Feierstunde in Karlsruhe einladen. In Nordbaden übernahm er von 1946-1952 den Vorsitz und amtierte anschließend bis 1956 als Vorsitzender der gesamtbadischen Naturfreunde. Bereits 1946 veröffentlichte er das Grundlagenwerk "Die Geschichte der badischen Naturfreunde".

Seine berufliche Arbeit beendete Heinrich Coblenz 1958 als mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneter Arbeitsgerichtsrat. Am 1. November 1964 ist er im Alter von 70 Jahren gestorben. Die Naturfreunde Baden hatten ihn 1960 zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannt. 2001 stifteten die badischen Naturfreunde zur ehrenden Erinnerung an ihn die hochrangige "Heinrich-Coblenz-Medaille", die an verdiente Persönlichkeiten verliehen wird.

Gernot Horn, Geschäftsführer des Badischen Turnerbundes (1970 - 2000), vielfacher Deutscher Ringtennismeister, Karlsruhe

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