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Blick in die Geschichte Nr. 101

vom 3. Januar 2014

Biographie Ernst L. Posselt

Wer den Durlacher Turmberg über die "Hexenstäffele" erklimmt, kommt vor dem Aufstieg durch die Posseltstraße. Sie ist benannt nach dem am 22. Januar 1763 in Durlach geborenen Historiker, Juristen, Journalisten und Autor Ernst Ludwig Posselt. Sein Vater, der markgräfliche Hofrat Philipp Daniel Posselt, ermöglichte ihm eine sehr gute schulische Ausbildung. Ab 1774 besuchte er das Durlacher Pädagogium, wo er sich zu einem der besten Schüler entwickelte, sodass er später an das Gymnasium in Karlsruhe wechselte.

Ernst L. Posselt (1763 - 1804)

Nach seinem Schulabschluss nahm Posselt in Göttingen ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften sowie der Geschichte auf, das er als erst 20-Jähriger in Straßburg mit der Promotion abschloss. Anschließend kehrte Posselt nach Karlsruhe zurück, wo er zunächst eine juristische Karriere einschlug und als Regierungsadvokat tätig war. Diese Position gab er jedoch bald wieder auf und lehrte stattdessen ab 1784 Geschichte und Beredsamkeit am Karlsruher Gymnasium. Parallel dazu war er als Privatsekretär von Markgraf Karl Friedrich tätig.

Im Jahr 1785 gründete Posselt seine erste Zeitschrift, das "Wissenschaftliche Magazin für Aufklärung". Auch als Autor historischer und politischer Werke machte er sich einen Namen: 1789 und 1790 erschienen zwei Bände einer später von Carl Heinrich Ludwig Pölitz abgeschlossenen "Geschichte der Teutschen für alle Stände".
Kurz nach seiner Heirat, kehrte Posselt 1791 vorübergehend in den Staatsdienst zurück und wurde Amtmann in Gernsbach. Doch nur fünf Jahre später bat er um seine Entlassung, um sich fortan ausschließlich als Journalist und Autor zu betätigen. In seinem ab 1794 in neun Bänden erschienenen "Taschenbuch für die neuste Geschichte" schilderte er die politischen Ereignisse seiner Zeit. Zudem leitete er 1798 als Chefredakteur die "Neueste Weltkunde", die Vorläuferin der "Allgemeinen Zeitung". In dieser Funktion führte er die Berichtigung als neuen journalistischen Standard ein.

Einer Charakterisierung zufolge zeigte Posselt ein "bescheidenes, jedem geräuschvollen Vordrängen fremdes Wesen, dabei aber eine doch von Selbstbewußtsein getragene persönliche Würde". Politisch stand er den Ideen der französischen Revolution nahe - eine Haltung, für die er wiederholt angefeindet und bedroht wurde. Inwieweit diese Angriffe eine immer deutlicher zutage tretende depressive Erkrankung Posselts verstärkten, kann nicht mit Sicherheit geklärt werden. Als der mit ihm befreundete französische General Jean-Victor Moreau Anfang 1804 unter dem Vorwurf des Hochverrats verhaftet wurde, geriet Posselt in Panik und Verzweiflung. Am 10. Juni 1804 stürzte er sich in Heidelberg aus dem Fenster, einen Tag später erlag er seinen Verletzungen. Seit 1938 erinnert die Durlacher Posseltstraße an ihn und sein Lebenswerk.

Dr. Ferdinand Leikam, Stadtarchiv Karlsruhe

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