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Blick in die Geschichte Nr. 103

vom 27. Juni 2014

Biographie Gustav Scheib

Mit der Besetzung durch die Franzosen endete am 4. April 1945 für die Karlsruher Bevölkerung der Zweite Weltkrieg. Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und zur Gewährleistung einer funktionierenden Verwaltung wurden für das Stadtgebiet 16 Bezirksverwaltungen eingerichtet. Mit der Leitung dieser Bezirksverwaltungen wurden ausgewiesene Gegner des untergegangenen NS-Staates betraut.

Zum Bezirksvorsteher der in Grünwinkel eingerichteten Bezirksverwaltung wurde von der Stadt ernannt und von den Besatzungsstellen bestätigt Gustav Scheib. Er gehörte vor 1933 der KPD an und arbeitete nach der Machtergreifung der Nazis mit seinen politischen Gesinnungsfreunden im Untergrund weiter. Als seine Widerstandstätigkeit aufflog, wurde er am 1. August 1935 wegen Hochverrats zu einer Gefängnisstrafe von 1 Jahr und 7 Monaten verurteilt. In der Untersuchungshaft hatten ihm die vernehmenden Gestapo-Beamten sämtliche Zähne eingeschlagen. Während seines Gefängnisaufenthaltes musste sich seine Familie mit einer kümmerlichen Fürsorge-Unterstützung mühsam durchschlagen.

Gustav Scheib (1896 - 1965)

Gustav Scheib, geboren am 14. April 1896 in Knielingen, wurde frühzeitig in Grünwinkel sesshaft. Nach dem Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1914-1919 heiratete er 1921 seine gleichaltrige Frau Berta, geb. Schiek. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Beruflich war der gelernte Former seit 1924 bei der Fa. Junker & Ruh tätig. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe stellte ihn diese Fa. als bewährten Handwerker wieder ein. Bis zu seiner Berufung als Bezirksvorsteher Anfang April 1945 arbeitete Gustav Scheib bei dem ehemaligen Karlsruher Traditionsunternehmen.

In der Notsituation der ersten Nachkriegszeit waren die Bezirksämter mit vielfältigen, die Bevölkerung unmittelbar tangierenden Aufgabenbereichen befasst. Auf Weisung der Besatzungsbehörden musste Gustav Scheib anfangs oftmals Entscheidungen treffen, mit denen er sich bei den Einheimischen nicht gerade beliebt machte. Er wurde wiederholt angefeindet und sah sich Kritik ausgesetzt. Aber alle gegen ihn angestrengten Verfahren blieben derweil ergebnislos, da ihm keine unkorrekten Handlungen nachgewiesen werden konnten. Einige der älteren Grünwinkler loben heute noch seine Hilfsbereitschaft und seinen  Gerechtigkeitssinn.

Das Grünwinkler Bezirksamt wurde 1949 in ein Gemeindesekretariat umgestaltet. Leiter dieser Einrichtung, der der Stadtteil Daxlanden zugeordnet war, blieb Gustav Scheib. Am 31. Oktober 1961 beendete er aus Altersgründen seine Berufsarbeit.

Ehrenamtlich engagierte er sich im FV Grünwinkel und war dort zeitweise 2. Vorsitzender. Seine Söhne Wally und Hans erlangten als Torhüter des ehemaligen VFB Mühlburg Popularität. Der 1922 geborene Wally Scheib lebt heute hoch betagt in Pforzheim.

Gustav Scheib, der sich nach Auskünften der Familie nach 1945 der SPD anschloss, ist am 9. August 1965 verstorben.

Gernot Horn

 

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