Menü
eService
Direkt zu
Suche
eService – Ihr Anliegen bequem Online erledigen
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Blick in die Geschichte Nr. 104

vom 19. September 2014

Biographie Gustav Hugo

Vor 250 Jahren, am 23. November 1764, wurde Gustav Hugo in Lörrach geboren als Sohn des baden-durlachischen Justiz- und Verwaltungsbeamten und späteren Hofgerichtsbeisitzers Michael Hugo. Der Vater kam 1764 nach Lörrach. Dort verbrachte Hugo seine Kindheit, bis er im Alter von 14 für zwei Jahre auf das Gymnasium in Mömpelgard/Montbéliard (damals württembergisch, seit 1793 französisch) zur Erlernung der französischen Sprache geschickt wurde. 1779 wechselte er bis 1782 auf das "Gymnasium illustre" in Karlsruhe (heute Bismarck-Gymnasium).

Gustav Hugo (1764 – 1844)

Zum Studium der Rechte, der Philosophie und der Geschichte ging er anschließend nach Göttingen, wurde 1785 für zwei Jahre in Anhalt-Dessau Prinzenerzieher und 1788 in Halle promoviert. Direkt im Anschluss daran kehrte Hugo jedoch an die Universität Göttingen zurück, wo er ab 1792 bis an sein Lebensende als Professor zu den Größen der Juristenfakultät zählte und zum Begründer der Historischen Rechtsschule und Vorläufer des berühmten Friedrich Carl von Savigny (1779-1861) wurde; einige Male hielt er auch Vorlesungen über den Code Napoléon (Code Civil). Sein Portraitmedaillon schmückt die Portraitgalerie an der Fassade des Neuen Auditoriengebäudes. Rufe nach Heidelberg (1803) und Halle (1806) lehnte er ab.

Vielfach aufgelegt, erschien ab 1790 sein siebenbändiges, auf seinen Vorlesungen beruhendes "Lehrbuch eines civilistischen Curses", von dem die Bände über die Geschichte des römischen Rechts, des heutigen römischen Rechts, des Naturrechts und der juristischen Enzyklopädie die wichtigsten sind. Seine Vorbilder waren Montesquieu und Kant. Für die Zeitschrift "Civilistisches Magazin" (1790-1837) verfasste er fast alle Beiträge, und in den "Göttingischen Gelehrten Anzeigen" erschienen mehrere hundert Rezensionen aus seiner Feder, später von ihm in drei Bänden gesammelt ("Beyträge zur civilistischen Bücherkenntniß der letzten vierzig Jahre").

Auch Nichtjuristen ist er heute noch bekannt als Übersetzer und Kommentator der "Historischen Übersicht des Römischen Rechts" (1789) – das 44. Kapitel des mehrbändigen berühmten Werks von Edward Gibbon "Niedergang und Fall des Römischen Reiches", 1996 von Okko Behrends neu ediert und erläutert.

Vor 170 Jahren, am 15. September 1844, verstarb Hugo in Göttingen, in Karlsruhe unvergessen: Der Großherzog von Baden verlieh ihm 1838 das Kommandeurkreuz des Zähringer Löwenordens, und im IV. Teil der von Friedrich v. Weech herausgegebenen Badischen Biographien (1891) wird seiner gedacht. Auch im Gedenkjahr 2014 darf Hugo in seiner badischen Heimat nicht vergessen werden, desgleichen nicht seine drei "Fragen an die Rechtswissenschaft": "Was ist rechtens? Ist es vernünftig, daß es so sey? Wie ist es rechtens geworden?"

Karl Zippelius

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben