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Blick in die Geschichte Nr. 105

vom 12. Dezember 2014

Biographie Markgräfin Magdalene Wilhemine

Der bis heute häufig kolportierte Ruf dieser badischen Markgräfin und Ehefrau des Stadtgründers von Karlsruhe könnte nicht schlechter sein: Moralische Frömmlerin, zänkische Xanthippe und noch dazu wenig ansehnlich sind die wenig schmeichelhaften Charakterzüge und Eigenschaften, die ihr nachgesagt werden. Wie so oft bietet genaueres Hinsehen ein deutlich differenzierteres Bild.

Markgräfin Magdalene Wilhemine (1677 - 1742)

Sie wurde 1677 als Tochter des württembergischen Herzogspaares geboren. Von ihrer Mutter religiös erzogen, erlebte sie zugleich das Interesse des elterlichen Hofes an weltlicher Musik, musizierte und sang auch selbst. Zur engeren dynastischen Verbindung der beiden Länder wurde sie 1697 mit dem Thronfolger von Baden-Durlach, Karl III. Wilhelm, verheiratet. Zeitgleich heiratete ihr Bruder Herzog Eberhard Ludwig die Schwester ihres Mannes Johanna Elisabeth von Baden-Durlach. Die ersten Ehejahre, in die auch die Geburt der drei Kinder (Karl Magnus 1701-1712; Friedrich 1703-1732; Auguste Magdalena 1706-1709) fiel, waren von Aufenthalten bei ihrer Mutter in Stuttgart und bei den Schwiegereltern im Basler Palais der Markgrafen bestimmt, während der Ehemann im Spanischen Erbfolgekrieg bis zum Beginn seiner Regentschaft 1709 häufiger im Feld stand.

Der ausschweifende Lebenswandel Karl Wilhelms, an dem auch Ermahnungen des Vaters und ihre mutige Klage beim deutschen Kaiser nichts zu ändern vermochten, führten zur Zerrüttung der Ehe. So beschloss die Markgräfin 1718, als Karl Wilhelm seine Residenz von Durlach in das 1715 neu gegründete Karlsruhe verlegte, mit ihrem Sohn in Durlach wohnen zu bleiben. Sie suchte fortan Trost in ihrer Religion, was ihrem kleinen Hof bei Chronisten den Ruf einbrachte, mehr einem andachtsvollen Kloster als einer fürstlichen Residenz zu gleichen. Gleichwohl nahm sie in Karlsruhe gelegentlich an Feierlichkeiten und Karnevalsfesten mit ihrem Hofstaat teil, darunter auch die Familie ihres Sohnes. Vor allem aber erwarb sie sich und dem Haus Baden-Durlach Ansehen und Zuneigung durch Wohltätigkeit für Arme und Kranke.

Große Verdienste um das Land erwarb sie sich ab 1732. In diesem Jahr verstarb ihr Sohn und ihre Schwiegertochter wurde nach der Geburt ihres zweiten Sohnes psychisch krank. Magdalene Wilhelmine übernahm daher die Erziehung des späteren Regenten Karl Friedrich und dessen jüngeren Bruders. Zur geachteten Landesmutter wurde sie im Polnischen Erbfolgekrieg 1733-1736, als sie in Durlach blieb und dank ihres Ansehens mit dazu beitrug, die Kriegslasten für Baden-Durlach zu lindern. Nach dem Tod Karl Wilhelms übernahm sie 1738 mit Markgraf Karl August Reinhard die vormundschaftliche Regierung für den minderjährigen Erbprinzen. Bestattet wurde sie in der markgräflichen Gruft in der Schlosskirche Pforzheim, wo auch das Herz ihres Mannes ruht.

Wie schon zwei jüngere Publikationen über Karl Wilhelm wird auch die zum Stadtjubiläum 2015 geplante Ausstellung im Landesmuseum Anlass bieten, Leben und Leistung dieser Markgräfin angemessen zu würdigen.

Manfred Koch  

 

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