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Blick in die Geschichte Nr. 106

vom 20. März 2015

Biographie Amalie Baader

"Sie war einen echte deutsche Hausfrau, sie war vielseitig gebildet. Ihr Wissen war gründlich, mit Scharfsinn vertrat sie ihre Ansichten." So charakterisierte ihr Biograph 1918 die tiefreligiöse Katholikin Amalie Baader. Am 15. März 1806 in Wertheim als Tochter des Justizrats Eulenhaupt geboren heiratete sie dort 1823 den 16 Jahre älteren Beamten Bernhard Baader. Der wurde nach einer Zwischenstation in Konstanz 1832 als Finanzrat nach Karlsruhe versetzt. In ihrem Haus in der Stephanienstraße 27 pflegte das Ehepaar Baader Gastfreundschaft und Geselligkeit unter anderem mit den Familien des Leiters des Generallandesarchivs Franz Mone, des Baumeisters Heinrich Hübsch und des Finanzministers Christian Boeckh, mit dessen Frau Bernhard Baader verwandt war.

Amalie Baader (1806 - 1877)

In Karlsruhe bemühte sich Amalie Baader mit ihrem Mann um die Sammlung von Volkssagen. Bald begann sie jedoch, auch eigene literarische und religiöse Texte zu verfassen. 1865 erschien unter ihrem Pseudonym H. Sales der Band "Wintergarten. Erzählungen aus Familie und Leben", geistvolle und belehrende Novellen, die an Adalbert Stifter erinnern. Für die 1845-1848 in Freiburg erscheinende katholische "Süddeutsche Zeitung" schrieb sie - ebenfalls anonym - religiöse, kirchenpolitische und politische Artikel.

Ihr zeitlebens anhaltendes soziales Engagement für Kranke und Arme mündete in der Schaffung ihres Lebenswerks. In ihrem Haus versammelten sich im Januar 1851 die Mitbegründer des ersten badischen St. Vincentius-Vereins. Unter der Oberleitung des Kaplans Franz Xaver Höll führte sie den Verein als dessen Vorsteherin mit großer Tatkraft. Anfangs pflegte man bedürftige und kranke Menschen durch Hausbesuche, bereits 1854 nahm der Verein im ehemaligen Gewerbehaus in der Spitalstraße 31 auf Veranlassung und unter wirtschaftlicher Leitung Amalie Baaders ein Krankenhaus in Betrieb, dem 1857 die erste ambulante Karlsruher Krankenpflegestation in der Rüppurrer Straße 43 folgte. 1861 konnte dann das von Heinrich Hübsch geplante neue Vincentius-Krankenhaus vor dem Karls-Tor eröffnet werden. Nach der Erweiterung des Krankenhauses zog sie, seit 1859 verwitwet, als dessen Oberin dorthin um. Bis zum Ende der 1860er Jahre nahm sie die Leitungsfunktion des Hauses wahr, arbeitete selbst aktiv in der Krankenpflege mit und kümmerte sich um die Einwerbung von Sach- und Geldspenden.

Nach dem Rückzug aus der Verantwortung für das Krankenhaus blieb sie bis kurz vor ihrem Tod trotz mancher Beeinträchtigung durch Krankheiten Vorsitzende des St. Vincentius-Vereins. Da sie kinderlos geblieben war, erbte nach ihrem Tod am 15. Oktober 1877 den Großteil ihres Vermögens der St.-Vincentius-Verein. Die Hochachtung vor ihrer Person und ihrem Wirken zeigte sich in der großen Beteiligung der Bevölkerung bei ihrer Beerdigung. Im Jahr 2000 ehrte sie die Stadt Karlsruhe mit der Benennung der Amalie-Baader-Straße in der Südstadt-Ost.

Dr. Manfred Koch, Herausgeber/Redaktion "Blick in die Geschichte"

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