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Blick in die Geschichte Nr. 108

vom 25. September 2015

Carlsruher Blickpunkte

Technikdenkmal mit königlichem Namen

von Manfred Koch

Früher diente sie als Lokomotive für Schnellzüge zwischen der Schweiz und Holland auf dem Abschnitt der Pfalzbahn zwischen Neustadt und Kreuznach. Und da in Bayern Lokomotiven bis 1892 Namen erhielten, war sie als Königin Marie 1891 in Dienst gestellt worden. Ihre Namenspatronin dürfte die Mutter von König Ludwig II., die in Bayern sehr beliebte Königin Marie, gewesen sein. Sie war 1889 im Schloss Hohenschwangau gestorben.

 

Lokomotive Königin Marie an ihrem heutigen Standort auf dem Gelände des KIT im Campus Süd 2015

An ihrem heutigen Standort auf dem Gelände des KIT im Campus Süd auf dem zwischen Bauingenieurgebäude und ehemaligem Zeughaus gelegenen Otto-Ammann-Platz erinnert Königin Marie als technisches Kulturdenkmal zugleich an das erste Karlsruher Verkehrsmuseum. Dieses war 1924 im Zeughaus eröffnet worden. Es entstand aus der von Professor Otto Ammann seit 1921 angelegten Sammlung, mit der die Entwicklung der Technik des Verkehrs auf Straßen und Schienen, auf dem Wasser und in der Luft studiert werden konnte. Otto Ammann (1879-1933) lehrte seit 1912 Straßen- und Eisenbahnbauwesen an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Zur Abteilung Eisenbahnverkehr im Verkehrsmuseum zählten zwei Original-Lokomotiven, die zu Anschauungszwecken durch Aufschneiden des Kessels und Freilegen der Triebwerksteile hergerichtet waren. Dazu zählte aber nicht die Königin Marie, sie kam erst in der Nachkriegszeit nach Karlsruhe.

Nach der Zerstörung des Verkehrsmuseums 1944 durch einen Bombenangriff bestand zum Wiederaufbau einer entsprechenden Sammlung in der Nachkriegszeit in Karlsruhe keine Möglichkeit. Jedoch erhielt das Institut für Straßen-, Eisenbahn- und Verkehrswesen 1957 von der Deutschen Bundesbahn als Ersatz für die Kriegsverluste drei Lokomotiven für Studienzwecke geschenkt. Darunter befand sich die Königin Marie. Ihr Weg führte nach der Ausmusterung 1922 zunächst zum Verkehrsmuseum Nürnberg. Dort wurde sie als Lehrstück aufgeschnitten und verkürzt, der mittlere Teil mit den Treibachsen und der Tender wurden entfernt. Aufstellung fand sie im Ausbesserungswerk Nürnberg der Deutschen Bundesbahn. Als dieses 1957 geschlossen wurde, kam der Loktorso nach Karlsruhe. Hier fand er Aufstellung in einer kleinen Anlage aus verschiedenen Eisenbahnteilen: Gleisteile, Weiche für Zahnradbetrieb, Vorsignale und Hauptsignal. Diese gehörten zum Teil zuvor schon zum Bestand des ehemaligen Verkehrsmuseums.

Das heutige Karlsruher Verkehrsmuseum in der Werderstraße ist zwar eine Neugründung des Jahres 1965. Dennoch knüpft es an die Tradition des zerstörten Verkehrsmuseum im Zeughaus an. Es bewahrt und präsentiert die umfangreiche Modellsammlung badischer Lokomotiven und Eisenbahnzüge, die durch rechtzeitige Auslagerung vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg gerettet werden konnten.

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