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Blick in die Geschichte Nr. 109

vom 4. Dezember 2015

Carlsruher Blickpunkte

Pallas Athene im Ehrenhof des KIT

von Ursula Merkel

Im Frühjahr 1924 erhielt Max Laeuger, Professor für Innenarchitektur und Gartenkunst an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe, den Auftrag, ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Studenten, Beamten und Professoren der Fridericiana zu entwerfen. Das Monument zur Erinnerung an die mehr als 200 im Krieg getöteten Angehörigen der Hochschule sollte - so die Planungen von Rektor und Senat - zur Hundertjahrfeier der TH im Oktober 1925 eingeweiht werden. Als Standort wurde der zentral gelegene, rechteckige Hof nördlich des Haupteingangs der TH (heute KIT, Campus Süd) ausgewählt. Zum damaligen Zeitpunkt präsentierte sich dieser begrünte, von gewundenen Wegen durchzogene Platz eher als Zufallsprodukt der Hochschulerweiterungen des späten 19. Jahrhunderts denn als Ergebnis einer durchdachten Raumgestaltung.

Pallas Athene im Ehrenhof des KIT

Max Laeuger, als Kunstgewerbler und Gartenarchitekt ein vielgefragter Vertreter der Reformbewegung, schlug eine grundlegend neue Gestaltung des gesamten Areals vor. Um dem stark frequentierten Platz eine möglichst einheitliche Gesamterscheinung zu verleihen, plante er eine weiträumige und übersichtliche Denkmalanlage, eine Art Gesamtkunstwerk aus architektonischen, gartenkünstlerischen und plastischen Elementen. Von den großen Bäumen abgesehen, wurden zunächst die Anpflanzungen sowie die ursprünglichen Wegführungen entfernt, das Redtenbacher-Denkmal vor den Eingang des Maschinenbaugebäudes versetzt und die Fassaden der umliegenden Bauten durch Klettergewächse begrünt, die heute nicht mehr vorhanden sind.

Für den südlichen Bereich des Platzes entwarf Laeuger ein der Nord-Süd-Achse folgendes Terrassenrechteck. Eingefasst von Rasenstreifen und einer Mauer aus hellgrauem Muschelkalk entstand so ein in sich geschlossener Platz für das figürliche, auf der Mittelachse platzierte Ehrenmal. Den Auftrag für die plastische Gestaltung einer monumentalen Bronzestatue der Pallas Athene erhielt Karl Albiker, Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Dresden und mit Laeuger seit langem freundschaftlich verbunden. Die Entscheidung für diese mythologische Gestalt erstaunt nicht, gilt Pallas Athene doch gleichermaßen als Gebieterin über Krieg und Frieden wie auch als Schirmherrin der Wissenschaften.

Die mit ihren militärischen Attributen ausgestattete Göttin präsentiert sich in ruhiger Schrittstellung und betonter Frontalität, die Gesichtszüge von Trauer gezeichnet. Ihr zurückgeschobener Helm wirkt wie ein zweites Antlitz, das sich klagend gen Himmel wendet. Auf dem schlichten Sockel sind unter der Inschrift "Die Fridericiana den Gefallenen zum Gedächtnis" die Namen der Getöteten eingemeißelt.

Vom Gesamtbild des Ehrenhofes im originalen Zustand können heute nur noch Fotografien einen Eindruck vermitteln. Als die Anlage zum Universitätsjubiläum 1975 restauriert und partiell erneuert wurde, war davon vor allem die Terrassenarchitektur betroffen: Durch die Veränderung ihres Grundrisses und die Verwendung von rotem Sandstein und roten Ziegeln statt Muschelkalk ging die ursprüngliche Erscheinung des Ehrenhofes zu einem großen Teil verloren.

Dr. Ursula Merkel, Städtische Galerie Karlsruhe

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