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Blick in die Geschichte Nr. 109

vom 4. Dezember 2015

Biographie der Markgräfin Sibylla Augusta

Markgraf Karl Wilhelm (1679-1738) und seine Stadtgründung Karlsruhes als neue Residenz des Landes Baden-Durlach standen in diesem Jahr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Blickt man zurück in die Zeit dieser Stadtgründung, stößt man auf eine Persönlichkeit, die ebenfalls die Entwicklung unserer Region prägte: Sibylla Augusta, Markgräfin von Baden-Baden (1675-1733).

Sibylla Augusta (1675-1733)

Geboren wurde sie im väterlichen Stammschloss des Herzogtums Sachsen-Lauenburg in Ratzeburg, zwischen Elbe und Lübeck. Aufgewachsen ist sie in den westböhmischen Besitzungen des Herzogtums, wo sie neben der höfischen Erziehung und Unterrichtung auch eine allerdings nur kurze Ausbildung in Sprachen, Erdkunde und Weltgeschichte erhielt. Das reiche Schlackenwerth wurde ihr zur Heimat und zur steten Quelle ihrer großen Schaffenskraft.

Warum war Schlackenwerth so wohlhabend? Zum einen sicher wegen der Lage weit ab von unsicheren Reichsgrenzen, wie auch als Zollstation eines wichtigen Handelsweges. Auch die reichen Bodenschätze haben dazu beigetragen. Fleißige Menschen arbeiteten in Erzgruben und Glashütten. Und geschickte Herrscher mit rechnerischer und organisatorischer Begabung wussten die Reichtümer zu mehren.

Mit 14 Jahren wurde Sibylla Augusta Vollwaise und ein Jahr später, fast noch ein Kind, mit dem baden-badischen Markgrafen und berühmten Feldherrn Ludwig Wilhelm (1655-1707), dem Türkenlouis, verheiratet. Während sich der Markgraf vornehmlich seiner militärischen Laufbahn widmete, kümmerte sie sich bis zum frühen Tod des Regenten um die Verwaltung der Herrschaft und sehr leidvoll um die Familie. Nur vier ihrer neun Kinder erreichten das Erwachsenenalter.

20 Jahre lang, von 1707-1727, regierte sie dann, vormundschaftlich für den erst fünfjährigen Thronfolger Ludwig Georg (1701-1762), die Markgrafschaft Baden-Baden, zu der die heutigen südlich der Alb gelegenen Stadtteile Karlsruhes gehörten. Die Ausgestaltung des geistlichen und weltlichen Herrschaftsbereichs übernahm sie selbst und überließ sie nicht anderen. Die Sanierung der Finanzen und der Wiederaufbau des durch jahrzehntelange kriegerische Zerstörung und Ausbeutung darniederliegenden Landes waren ihre großen Leistungen. So entstand auch aus dem Herrschaftlichen Gutshof das Dorf Grünwinkel. Als Bauherrin hatte sie eine ganz eigene Handschrift. Die Planung des barocken Residenzschlosses in Rastatt hat sie gemeinsam mit dem Markgrafen begonnen, und später dessen Fertigstellung überwacht. Mit der Schlosskirche in Rastatt und dem Lustschloss Favorite in Rastatt-Förch hat sie nach Plänen ihres Landsmannes und Baumeisters Michael Ludwig Rohrer Bauwerke geschaffen, die noch heute faszinieren. Auch das Ettlinger Schloss hat sie bauen lassen, als ihren Altersruhesitz.

Bemerkenswert sind ihre Kunstsammlungen verschiedener Art. Zum größten Teil sind sie nur aus Schriftquellen überliefert. Doch selbst die erhaltenen Kunstwerke zeugen von hohem Kunstsinn und Qualitätsgefühl der Markgräfin.

Unter schwierigsten Verhältnissen hat es Markgräfin Sibylla Augusta verstanden, mit Mut, Weitsicht und Klugheit internationale Verbindungen zu pflegen und erfolgreiche Politik zu machen. Am 10. Juli 1733 endete in Ettlingen das Leben dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit.

Gerhard Strack, Leiter des Geschichtskreises Grünwinkel

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