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Blick in die Geschichte Nr. 110

vom 18. März 2016

Biographie Pauline Viardot-García

Pauline Viardot-García gehört zweifellos zu den bedeutendsten Musikerinnen des 19. Jahrhunderts, auch wenn ihr Name heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. 1821 in Paris als Tochter des spanischen Tenors Manuel García geboren, erhielt sie schon früh eine umfassende musikalische Ausbildung, welche die Grundlage für ihr vielfältiges späteres Wirken als Pianistin, Sängerin, Komponistin, Gesangspädagogin und Herausgeberin Alter Musik bildete. Nach dem Tod ihrer Schwester, der legendären Opernsängerin Maria Malibran, gab sie auf familiären Druck ihre vielversprechende Zukunft als Pianistin auf, um in die schwesterlichen Fußstapfen zu treten. Ihr unverwechselbarer Mezzosopran und ihre mitreißende Darbietung ließen sie aber schon bald aus deren Schatten treten. Von 1839 bis zu ihrem Bühnenabschied 1863 feierte Viardot-García an den renommiertesten Opernhäusern Europas überwältigende Erfolge.

Pauline Viardot-García (1821-1910)

Mit dem Rückzug von der Bühne ging die Übersiedlung von Paris nach Baden-Baden einher, wo sie in ihrer Villa am Fremersberg regelmäßig vor einem erlesenen Publikum auftrat, dem wiederholt auch das badische Großherzogspaar angehörte. Da das Karlsruher Hoftheater seit den 1850er-Jahren zu den führenden deutschen Bühnen zählte, lag es nahe, die berühmte Solistin für das eine oder andere Gastspiel zu engagieren. So war sie 1864 und 1865 unter musikalischer Leitung von Josef Strauß bzw. Hermann Levi in fünf einstigen Paraderollen zu sehen: Zuerst als "Orpheus" in der gleichnamigen Oper von Christoph Willibald Gluck, dann als "Norma" in der gleichbetitelten Oper von Vincenzo Bellini, des Weiteren in der tragischen Mutterfigur "Fides" in Giacomo Meyerbeers Oper "Der Prophet", als "Desdemona" in Gioacchino Rossinis "Otello" sowie zuletzt als "Rosina" in Rossinis "Der Barbier von Sevilla". Ihre ergreifenden Darstellungen vor vollbesetztem Haus wurden von Publikum und Presse begeistert aufgenommen, auch wenn man sich darin einig war, dass ihre Stimme etwas an Brillanz eingebüßt habe.

In den nächsten Jahren mied Viardot-García das Rampenlicht und konzentrierte sich auf ihre Tätigkeit als Gesangspädagogin. Von ihren Schülerinnen vermittelte sie Désirée Artôt, Aglaja Orgeni und Magdalene Murjahn an die Karlsruher Bühne. Als ihre Tochter Claudie mit dem Gedanken spielte, Malerin zu werden, bezog sie mit den Kindern von Anfang November 1868 bis Ende März 1869 eine Wohnung in Karlsruhe, im Gebäude der heutigen Kaiserstraße 247. Die Maler Hans Gude, Carl Friedrich Lessing und Wilhelm Riefstahl, der Musikschriftsteller Richard Pohl und der Kunsthistoriker Alfred Woltmann waren nur einige ihrer hiesigen Gäste.

Viardot-Garcías Beziehung zu Karlsruhe nahm im Januar 1870 ein unrühmliches Ende. Ihre auf Wunsch des Großherzogspaars aufgeführte Märchenoperette "Der letzte Zauberer", in der sie beim Debüt den Prinzen Lelio spielte, wurde von der Presse böswillig verrissen. Aufgrund des deutsch-französischen Krieges verließ sie 1870 Baden-Baden und kehrte bis zu ihrem Tod 1910 nicht mehr nach Deutschland zurück.

Dr. Katja Förster, Historikerin

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