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Blick in die Geschichte Nr. 114

vom 17. März 2017

Biographie Wilhelm Ludwig von Baden-Durlach

Literarisch Interessierte in Karlsruhe wissen, dass die Dichterin Marie Luise Kaschnitz hier geboren wurde und vielfältige Kontakte hierher hatte. Ihre Mutter war eine geborene Freifrau von Seldeneck. Die mit der Geschichte des Karlsruher Brauwesens vertrauten Biertrinker kennen den Namen einer der ältesten Karlsruher Brauereien: von Seldeneck. Nur Wenige aber wissen wohl, dass der Siegfried-Brunnen auf dem Richard-Wagner-Platz eine Stiftung von Wilhelm Rudolf von Seldeneck ist und das dortige Wohnviertel mit der Seldeneckstraße auf dem vormaligen Seldeneck'schen Freigut entstand.

Wilhelm Ludwig von Baden-Durlach (1732-1788)

Das alles hat seinen Ursprung in einer nicht standesgemäßen, sogenannten morganatischen Ehe des Wilhelm Ludwig von Baden-Durlach. Wilhelm Ludwig war der jüngere Bruder des späteren Markgrafen Karl-Friedrich. Ihr Vater, Erbprinz Friedrich, verstarb kurz nach der Geburt von Wilhelm Ludwig (*14. Januar 1832). Da die Mutter Anna Charlotte an einer Gemütskrankheit litt, erzog Großmutter Markgräfin Magdalena Wilhelmine die beiden Prinzen in der Karlsburg in Durlach. Zur weiteren Ausbildung besuchten die Brüder 1743-1745 die Académie Lausanne und reisten dann unter anderem über Nimes, Toulouse und Bordeaux nach Paris und weiter in die Niederlande zur Großmutter mütterlicherseits und ihrem Onkel Wilhelm Carl Heinrich Friso. Während Karl Friedrich 1746 zur Übernahme der Regentschaft nach Karlsruhe zurückkehrte, blieb Ludwig Wilhelm bei dem Onkel, dem späteren Erbstatthalter der Vereinigten Provinzen der Niederlande. Er begann eine Militärlaufbahn und wurde 1753 Statthalter der niederländischen Provinz Gelderland mit Sitz in Arnheim. 1766 wurde er von den niederländischen Generalstaaten zum General-Leutnant ernannt.

Außer in den Niederlanden weilte Ludwig Wilhelm seit den 1760er-Jahren als Geheimer Rat und Oberstallmeister auch am Badischen Hof. Hier heiratete er 1765 - damals bereits Vater einer Tochter - mit Erlaubnis des Markgrafen die bürgerliche Christine Schortmann, die 1740 in Balingen geborene Tochter eines herzoglich württembergischen Kastellans. 1766 kam ein Sohn zur Welt. In der Folgezeit entwickelte sich der Soldat in Mühlburg zum Unternehmer. Er begann Ländereien zu kaufen, gründete 1769 eine Krappfabrik, aus der im Jahr darauf eine Bierbrauerei entstand, die sich nach dem Kauf und der Schließung der Brauerei in Gottesaue erfolgreich entwickelte. Ziel dieses Engagements war es, auf dem ausgedehnten Mühlburger Grundbesitz ein Freigut für seine Gemahlin zu schaffen. Dies war die Voraussetzung dafür, sie und damit auch die Kinder in den Adelsstand zu erheben. 1777 adelte der Markgraf Christine Schortmann als Freifrau von Seldeneck mit dem Namen eines 1583 ausgestorbenen fränkischen Geschlechts.

Als Wilhelm Ludwig am 17. Dezember 1788 starb, führte seine Frau die Brauerei und die Landwirtschaft auch durch die kriegerischen Wirren der folgenden Jahre bis zu ihrem Tod 1804 erfolgreich weiter. Ihr Sohn Ludwig Wilhelm heiratete 1795 Auguste Adelheid Freiin von Bothmer. Sie wurden Eltern von zehn Söhnen und damit zu Stammvater und -mutter eines weitverzweigten adligen Familienclans.

Dr. Manfred Koch, Herausgeber/Redaktion "Blick in die Geschichte"

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