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Blick in die Geschichte Nr. 115

vom 30. Juni 2017

Biographie Ludwig Haas

Als der linksliberale Politiker Ludwig Haas am 2. August 1930 im Alter von 55 Jahren verstarb, verlor die Weimarer Republik einer überzeugten Demokraten, der auch in Karlsruhe und Baden maßgeblich politisch in Erscheinung getreten war. Die ersten Lebensjahre verbrachte Ludwig Haas in Freiburg, wo er am 16. April 1875 geboren wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters 1888 zog er von Landau, wo der Vater seit 1883 einen Weinhandel betrieben hatte, nach Bruchsal. Dem Abitur und dem Militärdienst in Heidelberg folgte ein Jurastudium in München und Freiburg, dort wurde er 1898 promoviert. In Karlsruhe ließ er sich 1901 als Rechtsanwalt nieder. Seine zunächst mit Dr. Oskar Reiter, dann mit Joseph Hug geführte Kanzlei wurde bald eine der renommiertesten in Karlsruhe und Baden.

Ludwig Haas (1875-1930)

Politisch trat der aus einem liberalen jüdischen Elternhaus stammende Ludwig Haas 1906 als Mitglied des Karlsruher Demokratischen Vereins in Erscheinung. 1908 wurde er für die linksliberale Demokratische Volkspartei in den Karlsruher Stadtrat gewählt, dem er bis 1919 angehört. Hier war er seinem sozialpolitischen Schwerpunkt entsprechend u. a. Mitglied des Armen- und Waisenrates. Früh setzte Haas sich - auch publizistisch - für die Gleichberechtigung der Frau und die Emanzipation der Juden ein, seine jüdische Herkunft vertrat er immer mit Überzeugung.

Die Einigung der liberalen Kräfte war ihm immer ein wichtiges Ziel. So unterstützte er die Fusion der linksliberalen Parteien 1910 zur Fortschrittlichen Volkspartei vorbehaltlos. Als deren Kandidat wurde Haas 1912 in den Reichstag gewählt, dem er mit einer kurzen Unterbrechung bis zu seinem Tode angehörte. 1918 war Haas, ein Mann des Ausgleichs zwischen den Parteien, als Innenminister der Vorläufigen Badischen Volksregierung mit Ludwig Marum einer der entscheidenden Politiker, die in Baden in der Übergangszeit für eine Mehrheitsregierung und stabile Verhältnisse sorgten. Am 5. Januar 1919 folgte die Wahl in die Badische Nationalversammlung. Dieses Landtagsmandat legt er im April 1919 nieder, noch in demselben Jahr schied er aus seinem Ministeramt aus, blieb aber noch bis Juli 1920 Regierungsmitglied als Staatsrat.

Der Schwerpunkt der politischen Tätigkeit von Ludwig Haas lag nach 1920 nun eindeutig in der Reichspolitik. Dem Reichstag gehörte er wieder von 1920 bis zu seinem Tode am 2. August 1930 als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei an, deren Fraktionsvorsitz er 1928/29 innehatte. Seiner demokratischen Grundüberzeugung entsprechend war er 1924 einer der Gründungsmitglieder des zur Verteidigung der Republik gegründeten Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Dennoch musste Haas den Beginn des Niedergangs der Demokratie seit 1929 erleben. Sein früher Tod verhinderte aber, dass er als überzeugter Jude und Demokrat Opfer des nationalsozialistischen Terrors seit 1933 wurde.

Dr. Ernst Otto Bräunche, Leiter Stadtarchiv und Historische Museen, Karlsruhe

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