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Blick in die Geschichte Nr. 118

vom 16. März 2018

Carlsruher Blickpunkte

Ein unbekanntes Porträt des Prinzen Max von Baden

von Konrad Krimm

Porträt des Prinzen Max von Baden

Prinz Max von Baden war der letzte Kanzler im Kaiserreich. Die dramatischen Tage seiner Berufung, die Parlamentarisierung der Reichsregierung, sein Kampf gegen die Oberste Heeresleitung und sein Scheitern am Kaiser jähren sich 2018 zum 100. Mal. Zu diesem Jubiläum hat das Generallandesarchivs Karlsruhe die Ausstellung "Der Wunschlose. Prinz Max von Baden und seine Welt" erarbeitet. Sie wurde 2016 in Karlsruhe gezeigt (der Heimat des Prinzen bis zum Kriegsende), 2017 in Salem (seinem "Exil" in den 1920er Jahren), und wird am 25. April 2018 am Ort seiner Kanzlerschaft, in Berlin, eröffnet, in der Landesvertretung Baden-Württemberg.

Was man bisher nicht wusste: Es existiert ein sensationelles, fast lebensgroßes Porträt des Prinzen, das kurz vor seinem Tod entstand, wohl 1928/29. Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist es das einzige Gemälde überhaupt, das den gescheiterten Kanzler und Fürsten zeigt, in Zivil, schon vom Alter gezeichnet, aber mit klugen, in die Weite sehenden Augen. Der Maler war Hans Adolf Bühler. Er hatte als Schüler Hans Thomas Erfahrung im Porträtieren von Charakteren; anders als bei manchen seiner detailbesessenen Bilder konzentrierte er sich hier ganz auf die Physiognomie des Altkanzlers und überließ Figur und Hintergrund einem eher freien Farbspiel. Bühler kannte den Prinzen offenbar schon länger. Das Porträt entstand noch in Bühlers Karlsruher Zeit; erst nach 1930 übersiedelte er mit seinem Atelier auf die Burg Sponeck am Kaiserstuhl. Sein Karlsruher Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, dabei ging wohl auch seine ältere Korrespondenz verloren, sodass wir über seinen Kontakt zum Prinzen wenig wissen.

Warum das Porträt offenbar nie das Atelier des Malers verlassen hat und über Jahrzehnte auf der Burg verwahrt wurde, ist noch nicht geklärt - aber seine Entstehung zeigt, wie unscharf historische Klischees sein können. Bühler vertrat in der Weimarer Republik eine durchaus konservative, antimodernistische Richtung, 1933 richtete er in Karlsruhe die berüchtigte erste Ausstellung über "Regierungskunst von 1918 bis 1933" aus, ein Vorspiel für die Propagandaschauen "entarteter Kunst". Seit mindestens 1928 arbeitete Bühler mit Otto Wacker zusammen, dem späteren badischen Kultusminister. Prinz Max dagegen galt den Nazis als Vaterlandsverräter, als Liberaler und als "Judenfreund". Als bei seinem Tod im Badischen Landtag seiner gedacht werden sollte, verließ die NS-Fraktion den Sitzungssaal. Trotzdem malte Bühler den Prinzen zur selben Zeit als "Sehenden", als Lichtgestalt vor düsterer Wolkendramatik. Blieb das Porträt - Zeichen persönlicher Verbundenheit und wohl auch Verehrung - verborgen, weil es einen verfemten Politiker darstellte? Immerhin wurde es noch 1931 in einem Werk über Bühler erwähnt, dann geriet es in Vergessenheit und wurde erst wieder 2017 in Bühlers Werkmonografie von Christina Soltani genannt.

Als bemerkenswertes Zeugnis des einstigen Hausherrn des Prinz-Max-Palais konnte der Förderverein Karlsruher Stadtgeschichte das Porträt jetzt erwerben; es wird zusammen mit bisher unbekannten Innenaufnahmen des Palais aus der Zeit des Prinzen nach der Rückkehr aus Berlin in Karlsruhe im Stadtmuseum vorgestellt und in die Dauerausstellung integriert werden. Zunächst wird noch die fragile Oberfläche für die Berliner Ausstellung gereinigt und gesichert. Die Freiburger Restauratorin Barbara Drobinska-Sowula gibt damit dem badischen Prinzen und deutschen Kanzler ein "Gesicht" zurück, wie man es bisher so nicht kannte.

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