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Blick in die Geschichte Nr. 124

vom 27. September 2019

Biographie Johann Baptist Lingg von Linggenfeld

In Meersburg steht am Marktplatz, wenige Schritte von der Burg über dem Bodensee entfernt, das "Hotel Weinstube Löwen". Beim Eingang erinnert eine Steintafel an den Wirtssohn, der ein Held war. Bei einer Stadtführung kann man erfahren, dass er einige Jahre in Karlsruhe lebte.

Johann B. Lingg (1765-1842)

Johann wurde als fünftes von zwölf Kindern des Löwenwirts Johann GeorgLingk, am 24. Januar 1765 geboren als Untertan des Fürstbischöflichen Hochstifts Konstanz. Nach der Lateinschule brachte ihn sein Taufpate, der fürstbischöfliche Geheimrat von Blaicher, zum Militär. Als 15jähriger Fähnrich in der Grenadierkompanie des Hochstifts Konstanz begann seine Offizierslaufbahn, damals ungewöhnlich für einen Bürgerlichen. Nach der Säkularisation stand er ab 1803 im Dienst des Großherzogs von Baden.

Mit dem "Großherzoglich Badischen Jägerbataillon Lingg" zog er auf Befehl des Bündnispartners Napoleon nach Hersfeld. Dort war es am 24. Dezember 1806 bei der Einquartierung einer italienischen Infanteriekompanie zu Tätlichkeiten gekommen und ein Soldat war erschossen worden. Trotz aller Sühneleistungen befahl Napoleon, die Stadt zu plündern und an allen Ecken anzuzünden. Am 20. Februar 1807 verlas Lingg vor seinen Jägern die Order. Er fügte hinzu, wie es Johann Peter Hebel 1808 in einer Kalendergeschichte überliefert: "Wer dazu Lust verspürt, der trete heraus aus dem Glied!". Er hoffe aber nicht, dass er künftig eine Schar von Räubern statt biederer Deutscher befehligen solle. Nicht ein einziger meldete sich. Mit stillschweigender Duldung der französischen Kommandanten in Kassel und Hersfeld wurden dann fünf freistehende, unbewohnte Gebäude angezündet, dann marschierte das Jägerbataillon nach Vacha ab. Hersfeld war gerettet. Nach dem Dankgottesdienst schickte der Magistrat eine Deputation zu Lingg, der lehnte jedoch Dank und Geschenk ab, da sein Verhalten ihm selbstverständlich schien. Er bewirtete die Hersfelder und erlaubte ein Porträt von ihm zu malen, als Andenken. Nach Beförderung zum Oberst und Verleihung des Ritterkreuzes soll Großherzog Karl Friedrich ihn 1808 mit den Worten "Der Mann von Hersfeld!" begrüßt haben.

Am Russlandfeldzug Napoleons musste auch der seit Februar 1812 verheiratete Generalmajor Lingg mit dem badischen Korps teilnehmen. Die Rückzugsgefechte der Grande Armée an der Beresina Ende November 1812 überlebte Lingg verletzt als einer von nur 41 Mann seines Korps. Im März 1813 wurde er als Generalleutnant in den Ruhestand versetzt. Nun lebte er in seinem Haus, Waldhornstraße 18 in Karlsruhe, nah dem Schloss. Seine Frau Adèle Gruau (*1791), Tochter eines Plantagenbesitzers in St. Domingo, Pensionatsfreundin von Großherzogin Stéphanie, war mit dieser als Hofdame aus Paris nach Baden gekommen. 1822 folgte die Familie der auf ihren Witwensitz in Mannheim verzogenen Stéphanie und kauften ein Haus in Schlossnähe. Von ihren vier Kindern überlebten nur zwei das Kindesalter. Bei der Erstgeborenen Stéphanie waren zwei der vier Taufpaten die Kgl. Hoheiten Karl und Stéphanie. Hochgeachtet, vom hessischen Kurfürsten1827 in den erblichen Adelstand "Ling von Linggenfeld" erhoben und mit Orden geehrt starb Lingg am 21. Januar 1842, sein Grab ist auf dem Mannheimer Hauptfriedhof. Am Linggplatz in Hersfeld erinnert ein Denkmal an den Retter der Stadt.

Christa Koch, Autorin von Biographien für das Gedenkbuch Karlsruher Juden, Pfinztal

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