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Blick in die Geschichte Nr. 129

vom 18. Dezember 2020

Biographie Josef Schelb

Zu den bekanntesten Karlsruher Komponisten des 20. Jahrhunderts zählt Josef Schelb, der von 1924 bis 1958 erst am Badischen Konservatorium und ab 1929 an der Badischen Hochschule für Musik lehrte. Als Komponist setzte er sich mit verschiedenen Musikstilen bis hin zur "Neuen Musik" auseinander und entwickelte dabei einen persönlichen Stil. Seine Biografin Margot Eisenmann-Eschenbacher zählte seine Musik "zu den Ausläufern der musikalischen Spätromantik". Heute werden seine Werke zwar seltener aufgeführt, Tonträgeraufnahmen machen seine Musik aber weiterhin verfügbar.

Josef Schelb (1894 - 1977), Foto: Stadtarchiv Karlsruhe

Schelb, am 14. März 1894 als Sohn eines Arztes in Krozingen in Südbaden geboren, erhielt bereits als Schüler Klavierunterricht bei Hans Huber, dem Direktor des Konservatoriums in Basel. Nach dem Abitur studierte er bis Frühjahr 1914 am Konservatorium in Genf. In den folgenden Jahren des Ersten Weltkriegs leistete Schelb seinen Kriegsdienst in Freiburg in der Postüberwachungsstelle. Dies ermöglichte es ihm, Klavier zu unterrichten und Konzerte zu geben, die - wie auch seine Kompositionen - gute Kritiken erhielten. Auch in den folgenden Jahren war Schelb in Freiburg tätig.

Als 1924 Franz Philipp, den Schelb aus Freiburg gut kannte, zum Leiter des Badischen Konservatoriums in Karlsruhe ernannt wurde und Fachkräfte suchte, erhielt Schelb dort eine Stelle als Klavierlehrer. Ausgedehnte Konzertreisen führten ihn in den folgenden Jahren nach Südamerika, Griechenland und in die Türkei. Obwohl diese regelmäßig genehmigt wurden, kam es immer wieder zu Konflikten mit Philipp über missachtete Anwesenheitspflichten am Konservatorium, da Schelb seinen Konzerten und dem Komponieren oft einen höheren Stellenwert zumaß. Schon kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten trat er im Mai 1933 in die NSDAP ein. Im September 1942 zerstörte ein Luftangriff Schelbs Privatwohnung. Dabei wurden seine frühen Kompositionen weitestgehend vernichtet. Ab Anfang 1943 ließ sich Schelb beurlauben und gab im Rahmen der Truppenbetreuung Konzerte im Inland und in den besetzten Gebieten.

Nach Kriegsende wurde Schelb wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft entlassen. In den folgenden beiden Entnazifizierungsverfahren, die sich bis ins Jahr 1947 hinzogen, wurde er als Mitläufer eingestuft und zu einer Geldstrafe verurteilt. Erst 1948 wurde er wieder an der Musikhochschule eingestellt, bis zu seiner Pensionierung 1958 lehrte er dort Klavier, Komposition und Instrumentation. In den Nachkriegsjahrzehnten wurden zahlreiche seiner Werke aufgeführt, nicht nur in Baden-Baden, wo er seit 1958 lebte, sondern auch in Genf, München und anderen Städten. Josef Schelb starb am 7. Februar 1977. Sein Notennachlass, der über 150 Werke umfasst, befindet sich in der Badischen Landesbibliothek.

Dr. Volker Steck, Stadthistoriker, Stadtarchiv Karlsruhe

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