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Blick in die Geschichte Nr. 134

vom 18. März 2022

Carlsruher Blickpunkte

Zwei Katzen über der Alb

von Manfred Koch

Das "Bulicher Loch" genießt in Karlsruhe einen besonderen Ruf. Es ist ein kurzer Tunnel im Verlauf der einzigen direkten Straßenverbindung zwischen den ehemals selbstständigen Gemeinden Beiertheim und Bulach mit einer für Busse zu niedrig geratenen Durchfahrtshöhe. Seine Entstehung verdankt es dem Bau der Südtangente, die ohne die Unterführung an dieser Stelle zu einer vollständigen Trennung der beiden Stadtteile geführt hätte. Mit einem Volksfest erfolgte 1988 nicht nur die Freigabe für diesen Abschnitt der Südtangente, der zur Lärmvermeidung mit einer Grünanlage überdeckelt wurde. Enthüllt wurde auch ein von dem Karlsruher Bildhauer Gerhard Karl Huber gestaltetes Kunst-am-Bau-Projekt auf der Albbrücke vor dem "Bulicher Loch".

Fußgänger und Radfahrer, die rechts und links der Alb unterwegs sind oder wie Autofahrer die Brücke überqueren, nehmen sicher die beiden anscheinend hoch über der Alb schwebenden Katzenfiguren wahr. Sie stehen auf etwa zwei Meter großen, schmalen Pylonen, die rechts und links am Rand auf halbem Weg über die Brücke platziert sind. Aber nur wer innehält und sich die Zeit nimmt, die aus Bronze gefertigten Pylonen genauer zu betrachten, erkennt, dass es sich um Zeichen zur bewegten Geschichte zweier einst selbstständiger Gemeinden handelt. Deshalb ist auch der Patz der Pylonen nicht zufällig gewählt, denn die Alb bildete einst die Grenze zwischen den beiden Ortschaften.

Auf dem Pylonen im Westen finden sich Informationen zur Geschichte Bulachs, auf dem im Osten zu der von Beiertheim. Die Betrachter erfahren Gemeinsamkeiten der beiden durch die Alb getrennten katholischen Gemeinden: Die urkundliche Ersterwähnung im 12. Jahrhundert, die Zugehörigkeit zur Markgenossenschaft der Hardtdörfer, die bis auf knapp 50 Jahre nach der badischen Landesteilung von 1535 gemeinsame Zugehörigkeit zur Markgrafschaft Baden-Baden und ab 1771 zu Baden, die Zugehörigkeit zum gleichen Pfarramt und schließlich die Eingemeindung nach Karlsruhe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zudem sind neben den Pylonen im Geländer je zwei Rosetten angebracht, die prägende Bauten der Orte zeigen: Für Bulach die von Heinrich Hübsch geplante St. Cyriakus Kirche und das Rathaus, für Beiertheim das von Friedrich Weinbrenner geplante Stephanienbad und die Michaelskapelle.

Die historischen Texte sind so angeordnet, dass sie die in zwei Hälften geteilte, der Brücke zugewandte Seite der Pylonen einnehmen. Sie beginnen jeweils mit dem Ortswappen, eine zunehmende Mondsichel in Gold auf blauem Grund für Bulach und eine abnehmende Mondsichel in Silber auf schwarzem Grund, wobei von dem Silber nur noch rudimentäre Spuren sichtbar sind. Die ortskundige Betrachterin wird bemerken, dass die Wappen in die Richtung der zugehörigen Ortschaft weisen. Nur von den Rad- und Fußwegen entlang der Alb wahrnehmbar ist die Wiederholung dieses Hinweises auf der konsolenförmigen Ausbuchtung im unteren Bereich der Pylonen. Nach Norden zeigen hier jeweils die Beiertheimer Mondsicheln, nach Süden die der Bulacher.

Die Pylonen enden in einer Halbkugel, die von Blattwerk überzogen ist und auf der ein kleines Podest Platz für die beiden einander zugewandten realistischen Katzenfiguren bietet. Man kann dies auch als Ausdruck der langen gemeinsamen Geschichte und Verbundenheit der beiden Gemeinden sehen. Von der Stadtverwaltung werden beide seit 1947 als Stadtbezirk und seit 1960 als Stadtteil Beiertheim-Bulach geführt, auch wenn die räumliche Trennung durch die Alb und seit 1988 durch die Südtangente nur durch das "Bulicher Loch" durchbrochen ist. Das schließt aber die Existenz zweier Bürgervereine nicht aus, die die Interessen des Stadtteils gegenüber der Stadtverwaltung vertreten.

Dr. Manfred Koch, Herausgeber/Redaktion "Blick in die Geschichte"

 

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