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Blick in die Geschichte Nr. 134

vom 18. März 2022

Biographie Gertrud Gladitsch

Gertrud Gladitsch (1903 - 1946)

Gertrud Gladitsch wurde am 28. Juni 1903 in Ettlingen geboren. Als Kind war sie im Turnverein der Stadt Ettlingen aktiv. "Das war schön", merkte Gladitsch in einem Interview mit dem Hannoverschen Courier 1927 an, "nur hatte ich immer das Gefühl, daß meine Kräfte damit nicht ganz befriedigt wurden. Und da nahm ich Laufen und Springen hinzu." Ihr Vater zeigte jedoch wenig Begeisterung für die sportlichen Ambitionen seiner Tochter und das heimliche Trainieren endete mitunter daheim mit Ohrfeigen. "Das hat meinem neunzehnjährigen, sportbegeisterten Körper nichts getan und meinem Vater noch weniger genützt", erinnerte sich Gladitsch und erreichte mit ihrer Sturheit, dass sie ab 1924 beim Karlsruher Fußballverein (KFV) und ab 1925 beim FC Phönix Karlsruhe trainieren durfte. Mit Hilfe ihres Trainers Georg Amberger verbesserte sich die Athletin in den folgenden Jahren stark und wurde bereits 1926 Deutsche Vizemeisterin im Dreikampf. "Heute kann er es kaum abwarten bis ich vom Rennen zurückkomme und er meine Resultate erfährt", ergänzte sie im Hinblick auf ihren Vater.

Bei den Deutschen Meisterschaften 1927 siegte sie über die 100 Meter und wurde Vizemeisterin im Weitsprung. Des Weiteren stellte sie in eben diesem Jahr gleich drei Deutsche Rekorde auf: Am 26. Juni gelang ihr in Schwenningen mit einem Sprung von 5,60 Metern ihr erster Deutscher Rekord, der zu dieser Zeit ebenso einen neuen Weltrekord bedeutete. Am 4. September errang Gladitsch gleich zwei neue Rekorde. Mit 27,0 Sekunden lief sie zum Deutschen Rekord über die Strecke von 200 Metern und mit 5,62 Metern im Weitsprung verbesserte sie ihre eigenen Rekorde aus dem Juni. Mit einer Zeit von 12,0 Sekunden über 100 Meter am 3. Juli erreichte sie außerdem einen neuen Deutschen- und Weltrekord. Dieser Rekord fand jedoch keine offizielle Anerkennung, da zu viel Rückenwind herrschte. Ebenso gelangten ihre Weltrekordweitsprünge nicht in die internationalen Bestenlisten, da diese in einem Extraversuch erreicht wurden. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungen prognostizierte die Presse Gladitsch bei den Olympischen Sommerspielen 1928 in Amsterdam, bei der erstmals Frauen in leichtathletischen Disziplinen zugelassen waren, beste Medaillenchancen. Wegen eines Meniskussehnenanrisses im rechten Knie konnte sie jedoch nicht teilnehmen und die aus Karlsruhe stammende Lina Radke-Batschauer wurde die erste deutsche Goldmedaillengewinnerin in der Leichtathletik bei Olympischen Spielen.

Nach ihrer Hochzeit mit Martin Dürr beendete Gladitsch 1932 ihre Laufbahn. Diese Ehe wurde 1935 wieder geschieden. 1937 heiratete sie Walter Storm. Aus dieser Ehe gingen eine Tochter und drei Söhne hervor. Kurz nach der Geburt ihres jüngsten Kindes starb Gladitsch am 24. Oktober 1946 im Alter von nur 43 Jahren in Kiel.

Jonas Krasowski, Historiker

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