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Blick in die Geschichte Nr. 135

vom 17. Juni 2022

Carlsruher Blickpunkte

Grabmal eines Feuerwehrmanns

von Peter Pretsch

In der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland spielt Karlsruhe eine besondere Rolle. 2021 wurde das 175. Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr der damaligen selbständigen Stadt und des heutigen Stadtteils Durlach unter anderem mit einer Ausstellung im Pfinzgaumuseum gefeiert. Diese erste Freiwillige Feuerwehr erwarb sich kurz nach ihrer Gründung beim Hoftheaterbrand in Karlsruhe im Februar 1847 große Verdienste, indem sie das Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude verhinderte. Da das Theater damals während einer Aufführung voll besetzt war, schafften es 63 Besucherinnen und Besucher nicht mehr ins Freie und kamen um. Ihnen wurde auf dem damaligen städtischen Friedhof ein Denkmal errichtet. Der Alte Friedhof wurde stillgelegt, nachdem der neue Hauptfriedhof 1874 eröffnet worden war. Das Denkmal mit seiner die Gräber segnenden Engelsfigur und den im Sockel eingravierten Namen der Verunglückten besteht aber noch heute auf dem Gelände zwischen Kapellen- und Ostendstraße und erinnert an dieses tragische Ereignis, das im Gedächtnis der Stadt unvergessen bleibt.

In unmittelbarer Nähe dieses Denkmals befindet sich das Grabmal für einen Feuerwehrmann, das dagegen heute kaum noch Beachtung findet, aber für die Geschichte der Karlsruher Feuerwehr doch bemerkenswert ist. Dort wurde nämlich ein frühes Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe beerdigt, die kurz nach dem Theaterbrand nach dem Vorbild des Durlacher "Pompiercorps" auf die Beine gestellt worden war, um gegen künftige Brandunglücke besser gewappnet zu sein. Viele Mitglieder der neuen Feuerwehr waren auch im Turnverein, was bei der damaligen Art der Brandbekämpfung von Vorteil war. Auf einer zeitgenössischen Illustration ist zu sehen, dass zum Besteigen hoher Leitern und den Kletterkünsten am Seil akrobatische Fähigkeiten erforderlich waren.

Der beigesetzte "Bürger und Kaufmann" Friedrich Wilhelm Peter war wohl von Anfang an dabei, denn er taucht als Adjutant des Kommandanten in einer Mitgliederliste der Feuerwehr von 1848 auf, die damals in Revolutionszeiten als 3. Banner zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung in die Karlsruher Bürgerwehr eingegliedert worden war. Neben seinem Namen und der geschilderten Amtsbezeichnung sind auf dem Grabstein auch seine Lebensdaten nachzulesen. Peter wurde am 22. Februar 1817 geboren und starb kurz vor seinem 34. Geburtstag am 7. Oktober 1851. Am unteren Ende des Sockels kann man noch entziffern, dass ihm seine Kameraden das Grabmal gewidmet und errichtet haben. Es wird von der Skulptur eines Feuerwehrhelms und einem Gürtel mit Axt bekrönt, Ausrüstungsgegenstände, wie sie auch auf Illustrationen zur Uniformierung der Karlsruher Feuerwehr von 1848 zu finden sind. Für seine im Adressbuch verzeichnete Witwe, die vielleicht noch Kinder zu versorgen hatte, wäre das doch recht aufwendig gestaltete Grabmal wahrscheinlich zu teuer gewesen.

Grabmal des Feuerwehradjutanten Friedrich Wilhelm Peter 2022

Auch wenn die Menschen der damaligen Zeit aufgrund der schlechten wirtschaftlichen und medizinischen Versorgung noch im 19. Jahrhundert nicht sehr alt geworden sind, so wirft das doch noch recht jugendliche Alter Peters die Frage auf, ob er eines natürlichen Todes starb. Dem ist nicht so, wie die Recherche nach seiner Todesanzeige in der Karlsruher Zeitung ergab. Tatsächlich wird darin geschildert, dass er bei einer Vorführung der Freiwilligen Feuerwehr bei der Infanteriekaserne (heute Standort der Postgalerie) am 30. Juni 1851 verunglückte und später an den Folgen starb. Was genau geschah, ist leider nicht überliefert. Man kann sich aber gut vorstellen, dass man bei der damaligen Ausrüstung der Feuerwehr leicht abstürzen oder durch ein bei einer Übung absichtlich gelegtes Feuer umkommen konnte.

Wie viele Grabmäler auf dem Alten Friedhof ist das Grabmal des Feuerwehrmanns Friedrich Wilhelm Peter in keinem guten Zustand. Vielleicht findet sich ein Sponsor etwa in Kreisen der Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe, der für eine Restaurierung sorgen kann. Immerhin feiert diese ja in diesem Jahr ebenfalls ihren 175. Geburtstag.

Dr. Peter Pretsch, Leiter des Stadtmuseums Karlsruhe i. R.

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