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Blick in die Geschichte Nr. 142

vom 15. März 2024

Biographie Wilhelm Paulcke

Am 8. April 1873 wurde Wilhelm Paulcke als Sohn eines Pharmaindustriellen in Leipzig geboren. Von 1879 bis 1886 lebte er in Davos in der Schweiz, wo sein erster Kontakt mit den Skiern stattfand und seine Leidenschaft zu Bergnatur und -sport geweckt wurde. Nach dem Tod beider Eltern verschlug es ihn 1887 nach Baden-Baden. Sein weiterer Lebensweg war von da an mit Baden verbunden. 1893/94 absolvierte er eine militärische Ausbildung, während der er sich bereits mit dem militärischen Einsatz der Ski beschäftigte. Nach dem Studium der Zoologie, Botanik und Geologie in Freiburg im Breisgau, war er von 1905 bis 1935 Professor für Geologie und Mineralogie an der Technischen Hochschule in Karlsruhe.

Wilhelm Paulcke (1873-1949), um 1925

Paulckes Person und Wirken unter einem Thema zu fassen, ist kaum möglich. In der Regel kommt man nicht um ihn als Bergsteiger und "Skiläufer" herum. Er gehörte zu den Skipionieren im Schwarzwald und war 1905 an der deutschen Skiverbandsgründung beteiligt. Mit den Bergen verband er Hobbys, Beruf und Forschungen, vornehmlich zur Geologie sowie Schnee- und Lawinenbildung, wobei ein praktischer Nutzen im Vordergrund stand. "Skilauf" ist nicht nur privates Vergnügen, sondern bietet eine verkehrstechnische und wirtschaftliche Perspektive für Bergdörfer oder dient der körperlichen und charakterlichen Erziehung.

Paulckes Zeit an der Technischen Hochschule in Karlsruhe währte fast drei Jahrzehnte, 1918/19 war er Rektor. Besonders erwähnenswert ist sein Engagement in der sportlichen Erziehung. Er gründete und führte den Akademischen Ausschuss für Leibesübungen. Ein nach ihm benannter Platz liegt in der Nähe des Hochschulstadions, das auf sein Betreiben im Jahr 1919 zurück geht.

Bei Paulcke verzahnen sich Sport, Militär sowie Erziehung. Dabei prägten ihn Ideen des Sozialdarwinismus. Sport war nicht nur eine gesundheitsfördernde Freizeitbeschäftigung, sondern notwendig zur Ausbildung und Auslese der Tauglichsten und Tüchtigsten. Sportanlagen dienten der Erziehung zu "Tatenmenschen" und förderten Führereigenschaften. Seine Äußerungen zum Hochschulsport ab 1919 haben Anklänge an spätere NS-Propaganda. 1933 begrüßte er die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Auch dass aus dem Hochschulsport verbindlicher Wehrsport wurde, entsprach dem Ziel der Teilnahme aller Studenten am Sport als Ersatz für den fehlenden Wehrdienst in der Weimarer Republik. Es wurden Leistungsbücher geführt und Zeugnisse erhielten Einträge über die Teilnahme oder Nichtteilnahme.

Paulcke war kein Freund der Republik und nutzte seine Position an der Hochschule, um mit seinen Zielen auf die Gesellschaft einzuwirken. Zu diesem Zweck hielt er auch zahlreiche Vorträge. Die Technische Hochschule verließ er 1935 aufgrund einer Kriegsverletzung und lebte danach zeitweise am Ammersee. Das Entnazifizierungsverfahren stufte ihn als Mitläufer ein. Am 5. Oktober 1949 verstarb er in Karlsruhe.

Sara Diedrich, Archivarin

Von der Autorin ist erschienen: Sara Diedrich/Elias Siebert, Gezähmte Berge. Alpine Landschaften im Blick badischer Fotografen, Stuttgart 2020 (Begleitpublikation zur Ausstellung des Generallandesarchivs Karlsruhe) https://www.landesarchiv-bw.de/de/themen/praesentationen---themenzugaenge/70925

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