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Badische Neueste Nachrichten vom 4. September 2023

Pressebericht über das Pfinzgaumuseum

Tischkultur und mehr

Pfinzgaumuseum Durlach zeichnet in seiner Ausstellung die Geschicke der ersten Karlsruher Keramikmanufaktur nach

Von Chris Gerbing

Die für die Durlacher Manufaktur typischen Birnkrüge weisen individuelles Dekor auf, darunter auch ein Durlach-Motiv.

Karlsruhe. Hier ist Entdecker- und Forschergeist gefragt: Was ist ein Birnkrug? Was ist der Unterschied zwischen ihm und einem Walzenkrug? Und welche Aufgabe hat eine Trombleuse? Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen liefert die Ausstellung "Aufgetischt!" im Pfinzgaumuseum in der Karlsburg Durlach, die sich anlässlich des 300. Jahrestags der Gründung der Durlacher Fayencemanufaktur mit rund 100 Objekten dem Thema widmet.

"Aufgetischt!" meint dabei einerseits die zahlenmäßige Überlegenheit von zur Tischkultur zählenden Gegenständen wie Tabletts, Tassen, Tellern, Schalen, Döschen und Krügen, andererseits ist ein wenig Augenzwinkern dabei: "Besondere Objekte werden auch aufgetischt", sagt Museumsleiter Ferdinand Leikam. So beispielsweise die Trombleuse, bei der ein mit der Untertasse fest verbundener Keramikkäfig das sichere Abstellen der Tasse selbst mit Handzittern ermöglichte. Speziell ist auch der Uhrhalter, eine Dose mit abnehmbarem Deckel, die einen Ausschnitt für die Taschenuhr hat, so dass, wer wollte, auch nachts bequem die Zeit ablesen konnte. Oder eben die Birnkrüge, die als regionaler Exportschlager bezeichnet werden könnten: In Birnenform überwiegend an der Töpferscheibe gedreht, handelt es sich um Unikate, die im Auftrag ihrer oft auch aus dem Handwerk stammenden Kundschaft gefertigt wurden. Name und Beruf, teils auch Jahreszahl, wurden darauf gern mit bildlicher Darstellung des Handwerks verewigt. Im Gegensatz zum Walzenkrug, aus dem Bier getrunken wurde, ist der Birnkrug ein Schankkrug für Wein, mit dem dessen Besitzer dezent auf seinen Status und Stand hinweisen konnte. 

Die Durlacher "Porcellain und Tabac Pfeifenfabrique" nahm 1723, per Dekret ausgestattet mit zahlreichen Privilegien, ihre Arbeit auf. Das Unternehmen – eine Manufaktur, in der bereits arbeitsteilig, aber mit einem hohen handwerklichen Anteil produziert wurde – ist ein klassisches Beispiel der Bemühungen von Markgraf Karl Wilhelm von Baden, aus dem Agrar- einen frühindustriellen Staat zu formen. Luxusgüter sollten nun nicht mehr teuer importiert, sondern vor Ort hergestellt werden – der Bedarf an Stoffen, Schmuck, Uhren, aber auch an Porzellan und dessen kostengünstigerem Imitat, der Fayence, war nicht nur am Hof groß.

Dem trugen die Durlacher Fayencen bis 1840 Rechnung. Der Karlsruher Hofstaat war Großabnehmer des zunächst "alleinprivilegierten" Unternehmens, das auf Betreiben des auch in Meißen ausgebildeten Johann Heinrich Wachenfeld direkt an der Pfinz seine Tätigkeit aufnahm. Es ist "eine kleine, aber feine Ausstellung, keine umfassende Werkschau", so Leikam, innerhalb derer sich der Besucher "einen Überblick über die Produkte und ihre Formen sowie deren hohe Qualität und Kunstfertigkeit verschaffen kann". Dennoch wird die Unternehmensgeschichte ebenso thematisiert wie das Personal und die Kundschaft.

Quelle: Badische Neueste Nachrichten | 4. September 2023

Öffnungszeiten

Mittwoch 10 bis 18 Uhr, Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr

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