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Dodenbrief von Katharina Frey

1866 wurde Katharina Frey 14 Jahre alt. In diesem Jahr wurde sie mit einer feierlichen Segenshandlung, der Konfirmation, mündiges Mitglied ihrer Glaubensgemeinschaft. Damit endete in der Regel auch der Schulbesuch. Eltern konnten von nun an uneingeschränkt über die Arbeitskraft ihres Kindes verfügen. Für Mädchen war ab 14 Jahren auch eine Anstellung als Dienstmädchen möglich.

Dodenbrief von Katharina Frey

Anlässlich ihrer Konfirmation schrieb Katharina an ihre Patentante, auf schwäbisch „Dode“, diesen Brief. Paten sind als Taufzeugen für die christliche Glaubenserziehung des Kindes verantwortlich. Als äußeres Zeichen dieser Verbindung erhielt Katharina den gleichen Vornamen wie ihre Patin. Mit dem Tag der Konfirmation endet die Patenschaft. Im 18./19. Jahrhundert war es ein weit verbreiteter Brauch, dass Konfirmanden einen Dankbrief an ihre Paten verfassten. Die meist kunstvoll verzierten und gereimten Schreiben wurden sorgfältig aufbewahrt und oft weitervererbt.

Transkription des Dodenbriefs von Katharina Frey

Katharinas Dodenbrief besteht aus zwei Papierbögen, die nebeneinander in einem Holzrahmen zusammengefügt wurden. Auf der rechten Seite ist ein Schmuckpapier mit Goldprägung und Blumenkranz zu sehen. Darauf hat Katharina in lateinischer Schreibschrift sorgfältig den Titel „Dodenbrief“ geschrieben und als Adressatin die „liebe Dode“ genannt. Die gleichlautenden Namen der Patin und Konfirmandin sind in Frakturschrift ausgeführt. Sich selbst nennt die Verfasserin „Dödlein“. Auf den linken schmucklosen Papierbogen hat Katharina in deutscher Kurrentschrift einen langen gereimten Dankbrief an ihre Patin geschrieben. Nur die Schlussformel „Amen“ hat sie wiederum in lateinischer Schreibschrift angefügt. Die Patentante wird respektvoll mit „Ihr“ und „Euer“ angesprochen, im 19. Jahrhundert durchaus auch bei verwandtschaftlicher Nähe üblich. Für den Briefinhalt gab es wahrscheinlich Vorlagen, denn in diesem Dodenbrief finden sich viele Parallelen mit anderen Konfirmandenbriefen aus dieser Zeit. Thematisiert wird meist die herausgehobene Bedeutung des Konfirmationstages, Hoffnung auf göttliche Belohnung des Paten und Bitte um Gebet. In den Briefen danken die Heranwachsenden oft überschwänglich für die Fürsorge während ihrer Kindheit. Auffallend ist, dass Katharinas ansonsten sorgfältig ausgeführter Brief einige Fehler aufweist. So schreibt sie im zweiten Absatz „einverbleibet“ statt „einverleibet“ und „gerechnet“ statt „gerichtet“. Auch variiert die Schreibweise von „Dode“ zu „Dote“.

Der Brief stammt aus einem der ältesten Gebäude in Durlach, dem Gasthaus zum Ochsen. Unbekannt ist, über welche verwandtschaftlichen Beziehungen er aus dem schwäbischen Lenglingen dorthin gelangte. Sicherlich hatte der kunstvoll ausgeführte und gerahmte Brief lange Zeit einen Ehrenplatz.

Gabriele Rillig M.A.

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