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Objekt im Fokus

 

Werbetafel für das Naturtheater Lerchenberg, 1934


In den Jahren zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg befand sich in Durlach eine der größten und bekanntesten Freilichtbühnen Badens - das Naturtheater Lerchenberg. In den Sommermonaten wurden hier in Sichtweite des Turmbergs unter freiem Himmel Volksstücke, Lustspiele und Operetten aufgeführt.

Die Einrichtung des Theaters ging auf Karl Weißinger zurück. Als Werkmeister bei Gritzner hatte er die Zick-Zack-Nähmaschine erfunden. Dies brachte ihm ausreichend Geld ein, um sich am heutigen Strählerweg einen ehemaligen Steinbruch zu kaufen. Zusammen mit seinen Söhnen gestaltete er dieses Areal zu einem Freilichttheater um. Die Eröffnung erfolgte im Juli 1923 mit dem Volksstück "Das blutige Edelweiß". Die am Lerchenberg produzierten Stücke wurden sowohl mit Laiendarstellern als auch mit Berufsschauspielern des Badischen Staatstheaters und anderer Häuser besetzt.

Das Naturtheater Lerchenberg betrieb intensiv Werbung, unter anderem mit der hier gezeigten Tafel aus dem Jahr 1934. Welches Stück sie bewarb, ist nicht mehr zu erkennen, da das entsprechende Feld offensichtlich später mit Ansichten des Naturtheaters überklebt wurde. An diesen lässt sich jedoch die bauliche Gestaltung der Spielstätte gut nachvollziehen: Das große Bild unten zeigt den Blick von der Bühne auf die Zuschauerränge, die bis zu 2.000 Personen Platz boten. Die beiden Abbildungen darüber geben die umgekehrte Blickrichtung wieder. Auf dem rechten Bild ist das Wohnhaus von Karl Weißinger zu erkennen - es stand direkt im Bühnenbereich und wurde bei Aufführungen Teil des Bühnenbilds. Auch Weißinger selbst ging ganz in seinem Theater auf: Immer wieder sprang er ein, wenn Schauspieler erkrankten.

Werbetafel des Naturtheaters Lerchenberg

Ab 1933 kamen auch NS-Propagandastücke auf den Spielplan, und für die NS-Freizeitorganisation "Kraft durch Freude" wurden Sonderaufführungen gegeben. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 endete der Spielbetrieb am Lerchenberg. Man befürchtete, die Freilichtbühne könnte Ziel von Luftangriffen werden. Eine Wiederaufnahme nach Kriegsende kam nicht zustande, was ebenso an der Not der Nachkriegszeit wie am zwischenzeitlichen Tod Karl Weißingers lag. Später wurde das Gelände bebaut, sodass heute nur noch Überreste wie dieses Plakat an das Naturtheater erinnern.


Dr. Ferdinand Leikam

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