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Blick in die Geschichte Nr. 111

vom 17. Juni 2016

Carlsruher Blickpunkte

Wegkreuz in Daxlanden

von Manfred Fellhauer

Vieles an Wegen und Straßen, an dem man achtlos vorübergeht, hat aufgrund eines hohen Kulturwertes eine eingehende Betrachtung verdient. Wegkreuze gehören zu diesen Kulturdenkmalen. Sie sind stille, eindrucksvolle in Stein gehauene Zeugnisse eines unerschütterlichen christlichen Glaubens früherer Generationen. Vor allem in Gegenden mit katholischer Bevölkerung war es Brauch, auf freiem Feld, an einer Wegkreuzung, einem Weg oder einer Straße Weg- oder Flurkreuze aufzustellen. Die unterschiedlichsten Gründe bewegten die Menschen zur Errichtung. Oft dienten sie als Orientierung für Reisende, Wanderer und Pilger.

23 unter Denkmalschutz stehende Wegkreuze befinden sich heute im Stadtgebiet, 9 davon sind im Stadtteil Daxlanden, dem ehemaligen Fischerdorf der katholischen Markgrafschaft Baden-Baden anzutreffen. Eines der eindrucksvollsten ist das am Ende der Lindenallee, Anfang der Valentinstraße bei Einmündung in die Agathenstraße. Die Inschrift auf dem gekehlten Sockel des Sandsteinkreuzes überliefert die Stifter und das Entstehungsjahr: "Sein Blut floß, und/ er starb o Mensch/ für deine Sünden/ errichtet/ von Johan Kutterer und/ dessen Ehefrau eine gebohr/ ne Litzerin 1795". Die Balkenenden sind als Dreipässe mit Engelsköpfen ausgebildet. Am Kreuzesstamm findet sich ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen. Der Schädel am Fuß des Kreuzes hat mehrfache Bedeutung: Zum einen weist er auf Golgota (Schädelstätte) hin. Andererseits soll er der Schädel Adams sein, wodurch gleichzeitig Jesus als der "neue Adam" erscheint, der den Tod besiegt.

Wegkreuz in Daxlanden 2016

Nach einem Eintrag in den Daxlander Kirchenbüchern weihte Pfarrer Heil am 12. Juli 1795 das Kreuz, das ursprünglich bei der Appenmühle aufgestellt war. Das Vikariat der Diözese Speyer in Bruchsal (Daxlanden gehörte zu diesem Zeitpunkt noch zur Diözese Speyer) verlangte von dem Bürger und Schwarzadlerwirt Johannes Kutterer, dass er zur Unterhaltung des Kreuzes 15 Gulden in den Heiligenfonds (alte Bezeichnung für den Kirchenfonds) zahlen sollte. Kutterer weigerte sich und so ordnete das Vikariat an, das Kreuz "an einen sonstigen ehrbaren Ort" verbringen zu lassen. Das mag der Grund sein, warum Johannes Kutterer das Kreuz bei der Appenmühle aufstellen ließ. Dort war einst die Ziegelei des Schultheißen und Schwarzadlerwirts Hanns Martin Gartner, Großvater von Johannes Kutterer. In dieser Ziegelei wurden 1713-1715 die Backsteine und Dachziegel für den Bau der St. Valentinskirche hergestellt. Wann man das Kreuz an den Hammweg versetzten ließ, ist nicht bekannt. Bis 1939 stand es auf dem Grundstück des Fuhrunternehmers Artur Kästel, Hammweg Nr. 31. Dort war es auch Station bei den Flurprozessionen, die früher an den Bitttagen in der Phase des Wachstums der Feldfrüchte zwischen Aussaat und Ernte, am 5., 6. und 7. Mai sowie an Christi Himmelfahrt gehalten wurden.

Der Karlsruher Künstler Tomas Jungvirt restaurierte 1968 das stark beschädigte Kreuz und ersetzte fehlende Teile in Lindursan-Beton. Heute, knapp 50 Jahre später ist das Kreuz erneut reinigungs- und sanierungsbedürftig. Es bleibt zu hoffen, dass die angeregte Restaurierung bald durchgeführt wird.

Manfred Fellhauer, Dipl.-Finanzwirt (FH)

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