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Blick in die Geschichte Nr. 127

vom 26. Juni 2020

Carlsruher Blickpunkte

Erinnerung an ein Schlösschen am Rhein

von Peter Pretsch

Aquarells des Schlösschens am Rhein

Wer heute das Hofgut Maxau am Rhein mit seinen gastronomischen, kulturellen und unterhaltsamen Angeboten sowie der gegenüber liegenden neuen Rheinterrasse mit Blick auf den großen Strom besucht, fühlt sich zuweilen romantisch berührt und an eine Zeit erinnert, die noch nicht vom hektischen Alltag bestimmt war.

Tatsächlich wurde das Hofgut schon im frühen 19. Jahrhundert von einer Persönlichkeit gegründet, die hier ebenfalls eher Ruhe und Erholung finden wollte: Maximilian von Baden (1796-1882), jüngster Sohn des späteren Großherzogs Karl Friedrich und dessen zweiter Gemahlin Luise Karoline, Freifrau von Hochberg, wandte sich hier seinen landwirtschaftlichen Interessen als Obstbauer und Pferdezüchter zu, nachdem er im badischen Militär in mehreren Kriegseinsätzen Karriere gemacht und 1830 den Rang eines Generalmajors und Chefs des 1. Dragonerregiments erreicht hatte.

Maximilian von Baden (1796-1882), der Eigentümer des Schlösschens am Rhein

Nach der Rheinregulierung durch Ingenieuroberst Tulla erwarb Maximilian hier bis 1835 die Rheininseln Abtsgründel, Langengrund und Katersgrund von der Gemeinde Wörth, auf denen er die landwirtschaftlichen Gebäude errichtete, die nach Kriegszerstörung und Wiederaufbau heute noch zu sehen sind. Nicht mehr zu sehen sind heute das dreistöckige Gasthaus zum Rheinbad und das bei der Karlsruher Bevölkerung sehr beliebte Rheinbad, die ebenfalls auf die Initiative des Markgrafen zurückgingen und den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen.

Nur zu Lebzeiten Maximilians bestand ein Schlösschen "im italienischen Stil", dass sich der ledige Markgraf weiter südlich als Rückzugsort für sich und exklusive, wohl vor allem weibliche Gäste 1836 von dem Karlsruher Hofbaumeister Carl Küntzle auf einer Anhöhe am Rhein erbauen ließ. Zumindest ist die Beziehung zu einer bürgerlichen Geliebten nachweisbar, aus der die Tochter Ernestine Weiß hervorging, die 1843 in den Adelsstand derer von Neuenfels erhoben wurde und 1856 den Herzog von Bevilacqua heiratete. Das bisher wenig beachtete Foto eines verschollenen Aquarells des Schlösschens im Denkmälerarchiv des Fotografen Wilhelm Kratt (1869-1949), das im Generallandesarchiv verwahrt wird, hat uns überliefert, wie es wohl kurz nach der Erbauung ausgesehen hat.

Das Aquarell zeigt das mit einem Arkadeneingang, einer Dachterrasse und einem sechseckigen Wohntürmchen versehene Schlösschen. Davor ist wohl der Markgraf selbst im Gehrock mit Zylinder und Gehstock etwas dandyhaft in weiblicher Begleitung dargestellt. Die leider nur schwer lesbare Künstlersignatur auf dem Bild, das ja nur in der Fotografie überliefert ist, wird vom Verfasser dieses Beitrags folgendermaßen entziffert: A. Hochberg F. Fürstenberg. In der Auflösung lautete der Name danach Amalie von Hochberg, Fürstin von Fürstenberg, was durchaus Sinn hätte, handelte es sich doch dann um die Schwester Maximilians, die 1818 Fürst Karl Egon von Fürstenberg, den Vizepräsidenten der Ersten Kammer des Ständehauses, der auch Maximilian angehörte, geheiratet hatte.

Amalie Christine zu Fürstenberg (1795-1869), die Schwester Maximilians von Baden, die das verschollene Aquarell des Schlösschens gemalt hat

Sowohl Maximilian als auch seine Schwester erhielten erst 1818 den Titel Markgraf bzw. Prinzessin von Baden, da sie aus einer morganatischen Ehe des regierenden Fürsten stammten und bis dahin als Graf bzw. Gräfin von Hochberg bezeichnet worden waren. Insofern würde auch die Signatur der Künstlerin erklärbar. Sie hat sich offensichtlich selbst neben ihrem Bruder dargestellt in der Mode der Zeit mit Spitzenbluse, Krinoline, Häubchen mit wohl badischer Kokarde und Sonnenschirmchen.

Unmittelbar nach dem Tode Maximilians 1882 ließ die markgräfliche Familie das Schlösschen auf Abbruch versteigern, so dass nichts mehr davon übrigblieb und die Erinnerung daran fast verloren ging. Sein Standort ist daher nur noch nach einer alten Karte des Hofguts lokalisierbar. Es stand in der Nähe des Denkmals an den großen Rheinkorrektor Johann Gottfried Tulla, das Maximilian von Baden 1853 ebenfalls in Auftrag gegeben hatte und das man heute dort noch besuchen kann.

Dr. Peter Pretsch, Leiter des Stadtmuseums Karlsruhe a. D.

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