Menü
eService
Direkt zu
Suche
eService – Ihr Anliegen bequem Online erledigen
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Blick in die Geschichte Nr. 128

vom 25. September 2020

Biographie Willy F. Storck

Mit dem 30-jährigen Willy F. Storck übernahm 1920 erstmals kein Künstler, sondern ein Kunstwissenschaftler die Leitung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Seine Vorgänger Carl Ludwig Frommel, Carl Friedrich Lessing, Wilhelm Lübcke und Hans Thoma hatten bis dahin eine eher planlose und sehr lokal gefärbte Ankaufspolitik betrieben und den Sammlungsbestand relativ ungeordnet und äußerst gedrängt dargeboten. Storcks langfristiges Ziel war es, den Bestand neu zu ordnen, ein tragfähiges Sammlungskonzept zu erarbeiten, an dem sich künftige Neuerwerbungen orientieren sollten und die einzelnen Kunstepochen so zu präsentieren, dass der Museumsbesucher die Entwicklung der Malerei nachvollziehen konnte. Bis zu seinem frühen Tod am 30. August 1927 gelang es ihm, einen Großteil seiner Vorstellungen umzusetzen.

Willy F. Storck (1889 - 1927)

Wilhelm Friedrich Storck wurde am 9. Mai 1889 als Sohn eines Postsekretärs im hessischen Wörrstadt geboren. Nach dem Abitur in Weisenau, einem heutigen Ortsteil von Mainz, nahm er im Herbst 1907 das Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und germanischen Philologie an der Universität Heidelberg auf. Das Sommersemester 1908 verbrachte er in Berlin, wo er Veranstaltungen von Heinrich Wölfflin besuchte. Im August 1910 wurde er bei Henry Thode in Heidelberg promoviert, dessen Assistent er seit 1909 war.

1911 wechselte Storck an die von Fritz Wichert geleitete Mannheimer Kunsthalle und lernte in den nächsten Jahren eine Museumsverwaltung kennen, die nicht nur eine fortschrittliche Ankaufspolitik betrieb, sondern auch mit dem von Storck geleiteten "Kunstwissenschaftlichen Institut" museumspädagogische Absichten verfolgte.

Mit den dort gemachten Erfahrungen begann er schon unmittelbar nach Dienstantritt in Karlsruhe 1920 mit der Neuorganisation der Kunsthalle. Die einzelnen Abteilungen wurden nach methodisch-didaktischen Gesichtspunkten neu gehängt, nicht in das Sammlungskonzept passende Werke verkauft, um den knappen Ankaufsetat aufzustocken, oder gegen Neuerwerbungen eingetauscht. So gelang es Storck, nicht nur Lücken in der Sammlung zu schließen, sondern diese auch um Exponate zu erweitern, die bis heute zu den Meisterwerken des Museums zählen. Dazu gehören z. B. die "Kreuzaufnagelung Christi" (1450) vom Meister der Karlsruher Passion, Hans Baldung Griens "Ungleiches Paar" (1528) und Carl Hofers "Selbstbildnis mit Dämonen" (1922/23).

Neben dem Aufbau einer modernen Sammlung richtete er auch zahlreiche Ausstellungen aus, die überregionale Anerkennung fanden. Seine von einem großen Teil der heimischen Künstlerschaft und der konservativen Öffentlichkeit scharf angegriffene Museumsarbeit führte nach Storcks Tod 1927 seine Mitarbeiterin und Nachfolgerin Lilli Fischel bis zu ihrer Amtsenthebung durch die Nationalsozialisten 1933 fort.

Dr. Katja Förster, Kunsthistorikerin, Karlsruhe

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben