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Blick in die Geschichte Nr. 130

vom 19. März 2021

Biographie Erwin Sammet

Erwin Sammet (1887 - 1973), Stadtarchiv Karlsruhe 7/Nl Sammet 2

Ein seltenes Jubiläum konnte am 24. Januar 1973 mit Erwin Sammet ein Mann feiern, der wegen seines Einsatzes für die Weimarer Demokratie bis heute ein Vorbild ist.

Geehrt wurde der 86-jährige von der SPD als einer ihrer "Ur-Väter" für seine 65-jährige Parteizugehörigkeit. Der Partei war der am 7. Januar 1887 in Philippsburg als Sohn eines Gerbers geborene Erwin Sammet 1908 beigetreten, zunächst dort aber einfaches Mitglied geblieben. Funktionen übernahm er erst in dem am 22. Februar 1924 zum Schutze der Republik reichsweit von den Parteien der Weimarer Koalition gegründeten Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. In der Karlsruher Ortgruppe spielte Sammet seit deren Gründung am 10. Juli 1924 als aktives Mitglied bald eine führende Rolle zunächst als "Kameradschaftsführer", seit 1928 als Technischer Leiter, dann ab 1932 als Leiter. Den Nationalsozialisten traten die Reichsbannerleute unter Sammets Führung in der Endphase der Weimarer Republik entschieden in zahlreichen handgreiflichen Auseinandersetzungen entgegen - der Kampf um die Straße wurde auch in Karlsruhe geführt.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Sammet am 15. März 1933 verhaftet und mit sechs weiteren führenden Sozialdemokraten am 16. Mai in einer von den Nationalsozialisten inszenierten Schaufahrt quer durch Karlsruhe in das als Konzentrationslager genutzte Gefängnis Kislau transportiert. Sammet war auch schon früher von den Nationalsozialisten massiv bedroht worden, so in einem anonymen Brief, in dem angekündigt worden war, dass er "gekillt bzw. an die Wand gestellt" werde, wenn er nicht von seinen Posten zurücktrete.

Im Anschluss an die Haftentlassung fand der zuvor in verschiedenen Karlsruher Firmen tätige Blechner und Installateur, seit März 1930 in der Weltwirtschaftskrise aber erwerbslose Sammet erst 1934 wieder eine Anstellung bei der Carl Metz Feuerwehrgerätefabrik. 1945 trat er in städtische Dienste als Angestellter bei den Stadtwerken, für die er bis März 1961 auf seinen Antrag hin weit über die Pensionierungsgrenze hinaus arbeitete.

Seit Kriegsende wurde Sammet von seiner Partei zu verschiedenen Jubiläen unter anderem mit dem Hinweis auf seine Verdienste als Kämpfer für die Demokratie geehrt. Und auch die Stadt würdigte dies durch die Verlängerung seiner Dienstzeit bei den Stadtwerken, um dem auf eine kleine Rente angewiesenen Sammet vor einer finanziellen Notlage zu bewahren. Zu seinem 80. Geburtstag gratulierte Oberbürgermeister Günther Klotz ihm als einem Mann, "der sein Leben dem Ringen um soziale Gerechtigkeit und Fortschritt, demokratische Freiheit und Frieden verschrieben hat." Weitere Ehrungen, vor allem solche, die Sammets Verdienste auch nachhaltig im Stadtbild hätten sichtbar werden lassen, unterblieben aber.

Sammet starb wenige Monate nach der Ehrung für 65 Jahre SPD-Mitgliedschaft am 12. Juni 1973 in Karlsruhe.

Dr. Ernst Otto Bräunche, Herausgeber/Redaktion "Blick in die Geschichte"

 

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