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Blick in die Geschichte Nr. 139

vom 16. Juni 2023

Biographie Großherzogin Luise von Baden

Als Prinzessin Luise von Preußen, die am 3. Dezember 1838 in Berlin geborene Tochter des späteren Kaisers Wilhelm I.,  im Jahr 1856 als Braut des Großherzogs Friedrich I. nach Baden kam, hatten die Frauen keine politischen und wenig soziale Rechte. Vor allem für die Frauen des Bürgertums gab es kaum Möglichkeiten des Broterwerbs. Mädchen und Frauen waren von der höheren Bildung und Berufsausbildung ausgeschlossen, politische Beteiligung und Einfluss auf kommunaler oder Landesebene waren ihnen verwehrt. Die Großherzogin eröffnete auf all diesen Ebenen den Frauen neue Wege mithilfe des von ihr mitgegründeten und lebenslang protegierten Badischen Frauenvereins.

Großherzogin Luise von Baden (1838-1923)

Dieser Verein wurde im Mai 1859 anlässlich des österreichisch-italienischen Krieges von der Großherzogin gemeinsam mit einigen "Damen" der Karlsruher Oberschicht ins Leben gerufen. Die Großherzogin erweiterte diese Initiative und schuf in Zusammenarbeit mit dem badischen Innenministerium und den jeweiligen örtlichen Oberämtern die Bedingungen für einen sich bald auf ganz Baden erstreckenden Frauenverein. Dieser war konservativ ausgerichtet, forderte nicht die Gleichberechtigung und unterstützte nicht die Bemühungen um das Frauenstudium. Doch viele Einrichtungen des Vereins hatten das Ziel, den Frauen Erwerbsmöglichkeiten zu eröffnen: neue Berufsfelder wie das der Krankenschwester oder der Erzieherin wurden entwickelt, neue Ausbildungs- und Bildungsinstitutionen betrieben. Ein weiteres Arbeitsfeld war die Armenfürsorge, die die den bürgerlichen Frauen des Vereins auf kommunaler Ebene große sozialpolitische Verantwortung übertrug. Allein in Karlsruhe hatte der Verein 1915 über 20 Adressen.

Die Großherzogin wirkte tatkräftig, häufig initiativ und bis in die operative Ebene hinein mit. Vor allem dem Aufbau des badischen Roten Kreuzes und der Ausbildung von Krankenschwestern widmete sie viel Zeit und Mühe.

Großherzogin Luise war sehr fromm, pflichtbewusst und vor allem tatkräftig. Sie unterhielt eine weit gestreute Korrespondenz, gab Bücher über Handarbeiten oder religiösen Inhalts heraus, unternahm unablässig Reisen im Land und wirkte dadurch integrierend für das konfessionell geteilte und nach 1848/49 noch politisch zerrissene Baden. Im November 1918 musste sie in Folge der Revolution mit ihrer Familie fluchtartig das Schloss verlassen. Als sie am 23. April 1923 in Baden-Baden starb, war ihre Welt untergegangen, aber viele vom Frauenverein geschaffene Institutionen wie Krankenhäuser oder Ausbildungsstätten waren in die öffentliche Hand übergegangen. Die badischen Rotkreuzschwestern nennen sich bis heute Luisenschwestern und in vielen badischen Städten sind Straßen nach Luise benannt.

Dr. Susanne Asche, Historikerin, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe i. R.

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