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Die Schaufahrt

Am 16. Mai 1933 wurden sieben prominente badische und Karlsruher Sozialdemokraten in einer von den Nationalsozialisten inszenierten Schaufahrt quer durch Karlsruhe in das als Konzentrationslager genutzte Gefängnis Kislau transportiert. Mit dieser sorgfältig vorbereiteten und inszenierten Schaufahrt erreichte der nationalsozialistische Terror in Karlsruhe nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 einen ersten Höhepunkt, sie war ein erstes Beispiel für den nationalsozialistischen Terror durch eine perfekt organisierte öffentliche Demütigung und Zurschaustellung der politischen Gegner.

Schaufahrt am 16. Mai 1933

Diese Form des Terrors gegen politische Gegner war 1933 noch durchaus singulär. Nur in Chemnitz war kurz nach der Reichstagswahl der SPD-Reichstagsabgeordnete Bernhard Kuhnt am 8. März auf einem von ebenfalls verhafteten SPD-Stadtverordneten gezogenen großen Handwagen von SA-Leuten flankiert durch die Straßen gezogen worden. Wesentlich spektakulärer und durch die bewusste Auswahl der sozialdemokratischen badischen Spitzenpolitiker Marum und Remmele sowie der lokalen Parteispitze deswegen auch singulär war die Aktion in der badischen Gauhauptstadt Karlsruhe. Sie wurde bewusst am Tag der Eröffnung des nach dem Ergebnis der Reichstagswahl widerrechtlich umgebildeten Landtags in Szene gesetzt. Zielgerichtet ging die Schaufahrt vom Gefängnis in der Riefstahlstraße an markanten Stellen der Demokratie und der Staatsmacht sowie der Arbeiterbewegung vorbei. Deutlicher konnte man den verbliebenen nicht der NSDAP angehörenden Abgeordneten im Landtag und vor allem der Bevölkerung nicht demonstrieren, was mit denen passieren würde, die sich den neuen Machthabern widersetzten. Vor den Augen der Öffentlichkeit wurde der demokratische Rechtsstaat demontiert, die der beschämenden Aktion Ferngebliebenen konnten in der NS-Presse nachlesen, wie Repräsentanten der Demokratie widerrechtlich inhaftiert, verhöhnt und erniedrigt wurden.

Bilder aus dem Bericht über die Schaufahrt in der Zeitung "Der Führer" vom 17. Mai 1933.

Zeitungsmeldungen zufolge - auch in der noch nicht völlig gleichgeschalteten Presse - und durch Fotos belegt säumten tausende Schaulustige den Straßenrand. Der gesamte Auto- und Straßenbahnverkehr kam während der Durchfahrt der Polizeiwagen zum Erliegen. Widerstand oder offener Protest gegen diese unwürdige Behandlung erhob sich kaum, die wenigen Protestierenden wurden sofort verhaftet.

Nach und nach kamen die "Schutzhäftlinge" unter der Bedingung, sich nie mehr politisch zu betätigen und sich in festgelegten Abständen bei der Gestapo zu melden, wieder frei, zuletzt am 9. März 1934 Remmele und Stenz. Nur Ludwig Marum verweigerte diese Zusage und wurde in der Nacht vom 28. auf den 29. März im Schlaf von SA-Leuten erdrosselt. Anstifter war Gauleiter und Reichsstatthalter Robert Wagner, der in der nationalsozialistischen Presse diesen Mord als Selbstmord darstellen ließ.

Gekürzter Text aus dem Stadtlexikon Karlsruhe: Schaufahrt vom 16. Mai 1933

Die Schaufahrt vom 16. Mai 1933

Vor 90 Jahren wurden sieben bekannte badische Sozialdemokraten Opfer der nationalsozialistischen Schaufahrt-Inszenierung.

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