Menü
eService
Direkt zu
Suche
eService – Ihr Anliegen bequem Online erledigen
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Objekt im Fokus

 

Heimatbuch "Badnerland", 1924


In den 1920er-Jahren erlebte die Heimatkunde einen enormen Aufschwung. Besonderer Beliebtheit erfreute sich das Heimatbuch, das sich als neue Schriftenklasse durchsetzen konnte. Ein Heimatbuch vereint typischerweise die Bereiche Geschichte, Landeskunde, Geographie, Volkskunde, Soziologie, Sprache und Literatur.

Titelblatt des Heimatbuches
Seite 142-143 des Heimatbuches

Dies trifft auch für das von Hans Adalbert Berger herausgegebene "Badnerland" zu. Es erschien 1924 als 17. Band der Reihe "Brandstätters Heimatbücher Deutscher Landschaften". Der Band enthält Artikel, Lieder, Gedichte und Zeichnungen zu allen Teilen Badens. Neun Seiten sind einem Beitrag über Durlach gewidmet, verfasst von Karl Joho (1875-1944), damals Feuilletonchef beim "Karlsruher Tagblatt". Sein Urteil über Durlach fällt sehr positiv aus, insbesondere im Vergleich mit Karlsruhe. So bemerkt Joho gleich zu Beginn seines Artikels:
"Die allgemeine Überzeugung geht dahin, es wäre für Karlsruhe von Anfang an und bis in alle Zukunft vorteilhafter gewesen, es wäre - gar nicht entstanden, sondern wäre lieber ein großes Durlach geblieben. Wenn der Wanderer vom Turmberg aus die Stadt Durlach zu seinen Füßen liegen sieht und dann die öde Straße nach Karlsruhe abäugt, gibt es keinen Zweifel: Badens Landeshauptstadt hätte am alten Fleck der Markgrafenresidenz ein anderes Gesicht gemacht als die Zwangsschöpfung im tannenebenen Hardtwald weit weg von Wasser und Berg".
Den Großteil der Darstellung nehmen zentrale Ereignisse der Durlacher Geschichte sowie Durlacher Sehenswürdigkeiten ein. Aber auch die Bewohner der "Pfinzgaumetropole" und ihre Sprache charakterisiert der Verfasser. Demnach war "das Mundwerk der echten Durlacher [...] immer flott und spottfroh", auffallend sei zudem "eine äußerst bildhaftnaturalistische, mit derben schwäbischen Elementen durchsetzte Sprache".

In Johos Artikel findet sich auch ein Hinweis auf das Pfinzgaumuseum, das 1924, also im Erscheinungsjahr des Buches, erstmals seine Tore für die Öffentlichkeit öffnete. So berichtet der Autor, dass die als "Karle mit der Tasch'" bekannte Brunnenfigur zunächst vom Marktplatzbrunnen entfernt und auf dem Schlossplatz aufgestellt worden sei. Jetzt sei der "Karle" erneut verschwunden, "und wenn ich recht unterrichtet worden bin, schläft er nunmehr einen kulturhistorischen Museumsschlaf".

Der Verfasser war korrekt informiert: Bis heute befindet sich die Brunnenfigur geschützt vor Wind und Wetter im Pfinzgaumuseum und kann in der Dauerausstellung aus nächster Nähe betrachtet werden.


Dr. Ferdinand Leikam

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben