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Die Eingemeindung nach Karlsruhe im Jahr 1938 gilt vielen als einschneidendstes Datum der jüngeren Durlacher Geschichte. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass die Eingemeindung nicht das Ergebnis freier Verhandlungen war, sondern unter nationalsozialistischer Herrschaft angeordnet wurde.
Bereits um 1938 wurde in Durlach Kritik an der Eingemeindung geübt - wenngleich nur vorsichtig. Umso deutlicher forderte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Teil der Bürgerschaft die Wiederherstellung Durlachs als selbstständige Gemeinde. An einer entsprechenden Unterschriftenaktion beteiligten sich 1946 etwa 6.000 Menschen.
1947 einigte man sich auf einen Kompromiss: Durlach erhielt ein Stadtamt, das dem Karlsruher Oberbürgermeister unterstand und alle Verwaltungsaufgaben übernahm, die in die Zuständigkeit des Stadtteils fielen. Dem Stadtamtsleiter wurde ein beratender Ausschuss zur Seite gestellt. Auf Druck vor allem der Durlacher CDU-Ortsgruppe, die weiterhin die Wiederherstellung der Stadt Durlach verlangte, wurde 1950 die Position Durlachs gestärkt.
Nach der Eingemeindung der Bergdörfer in den 1970er-Jahren erwachte in Durlach der Wunsch nach einer Ortschaftsverfassung mit gewähltem Ortschaftsrat. Dadurch erhoffte man sich mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten. 1988 wurde die Ortschaftsverfassung Realität, ein Jahr später fanden erstmals Wahlen zum Ortschaftsrat statt; dieser wählte wiederum den ersten Ortvorsteher, der die Funktion des bisherigen Stadtamtsleiters übernahm. Durlach verfügt somit seit 1989 über die gleichen demokratischen Mitspracherechte wie diejenigen Stadtteile, die sich aus freien Stücken dafür entschieden, ein Teil von Karlsruhe zu werden.
Noch heute bedauern viele Durlacherinnen und Durlacher die Eingemeindung und die Umstände, unter denen sie vollzogen wurde. Doch die Forderung, Durlach aus Karlsruhe herauszulösen, wird heute nur noch selten ernsthaft, sondern meist mit einem Augenzwinkern gestellt. Eine Spielart sind die hier gezeigten Stofftaschen, die nicht nur Einkäufe, sondern auch ein Bekenntnis zur Unabhängigkeit Durlachs transportieren.
Die Taschen aus der Sammlung des Pfinzgaumuseums sind ein Beispiel für das Bemühen, verstärkt auch Durlacher Objekte aus der Gegenwart zu sammeln und somit für künftige Generationen zu bewahren.
Dr. Ferdinand Leikam