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Blick in die Geschichte Nr. 108

vom 25. September 2015

Biographie Otto Landhäußer

Es gibt wenige Turnfunktionäre hierzulande, die haupt- und ehrenamtlich kontinuierlich in drei Staatsformen an herausragender Stelle gewirkt haben. Das Lebensbild des 1893 in Karlsruhe geborenen Otto Landhäußer weist eine solche Besonderheit auf. Otto Landhäußer, ein fraglos begnadeter Turnpädagoge, prägte Turnen und Sport in Karlsruhe von der Weimarer Republik über die NS-Zeit hinweg bis in die 1960er Jahre der Bundesrepublik.

Otto Landhäußer (1893-1977)

Nach dem Lehrerstudium und Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde Otto Landhäußer Dozent (Turninspektor) bei der damaligen Badischen Landesturnanstalt. 1927 wechselte er als Turninspektor für Volksschulen zur Stadt Karlsruhe. Zusätzlich wurde ihm die Funktion des Geschäftsführers der Sportkommission, eine Art Karlsruher Dachorganisation, übertragen. Ehrenamtlich war er im traditionsreichen Karlsruher Turnverein (KTV) 1846 als Vereinsoberturnwart sowie im Karlsruher Turngau, zunächst als Gaufrauenwart und ab 1925 als Gauoberturnwart tätig In dieser Zeit verfasste er zahlreiche Fachbücher mit hohen Auflagen. Sein turnmethodisches Anliegen war es, in den Turnstunden das rhythmische Element stärker zu verankern. Durch seine musischen Fähigkeiten ergänzte er seine Bücher mit entsprechenden Kompositionen.

Um seine berufliche Stellung zu erhalten und seine ehrenamtlichen Positionen zu sichern, trat er nach der Machtübernahme der Nazis am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein. In seinem Entnazifizierungsverfahren begründete er diesen frühen Parteieintritt mit dem Argument, er habe die Übernahme seiner Funktionen durch stramme NS-Gefolgsleute verhindern wollen. Er blieb als Turninspektor im städtischen Dienst, wurde nach 1933 Karlsruher Beauftragter (später Kreisführer) des Reichsbundes für Leibesübungen und schließlich 1936 von der Stadt Karlsruhe zum Beirat für Leibesübungen und Jugendpflege berufen. Im Karlsruher Turngau blieb er bis 1935 Oberturnwart. Dass er sich dem NS-Regime anpasste, wurde nicht nur durch seinen Eintritt in die SA 1938 deutlich.

Nach 1945 konnte er nach dreijährigem Berufsverbot zunächst wieder als Hauptlehrer arbeiten. Später wurde er in die Schulverwaltung des Regierungspräsidiums Karlsruhe berufen, wo er auch für die Förderung der außerschulischen Leibesübungen zuständig war. Und erneut beeinflusste er die Turnmethodik als Autor von Fachbüchern. Ehrenamtlich Funktionen übte er wieder im KTV 1846 und im damaligen Turnkreis Karlsruhe aus. Im Nordbadischen Turnerbund wurde er 1949 stellvertretender Vorsitzender und übernahm sodann dessen Vorsitz von 1956 bis 1962. Bei seinem Ausscheiden wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt, 1965 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und die Stadtverwaltung würdigte seine Verdienste 1968 mit der Verleihung des Ehrentellers. Otto Landhäußer ist am 26. November 1977 in seiner Heimatstadt im Alter von 83 Jahren verstorben.

Gernot Horn, Geschäftsführer des Badischen Turnerbundes (1970 - 2000), vielfacher Deutscher Ringtennismeister, Karlsruhe

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