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vom 23. September 2016
von Manfred Koch
Lange Zeit war sie die größte stehende dynamische Prüfmaschine der Welt. Seit 25 Jahren hat sie nun schon ausgedient und steht auf dem Gelände des Campus Süd des KIT an der Einmündung des Adenauerrings in den Durlacher-Tor-Platz, vor dem Kollegiengebäude Bauingenieure II an der Ernst-Gabler-Straße - ein beeindruckendes Monument technischer Forschungen und Versuche.
Geschaffen wurde diese Presse mit einer Maximallast von 5.000 Tonnen für die Versuchsanstalt für Holz, Steine und Eisen von dessen Leiter Prof. Ernst Gaber und der Firma M.A.N. Nürnberg. Diese Versuchsanstalt diente sowohl der Lehre für die Studenten der Bauingenieurabteilung als auch der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiete der Konstruktionen und Verbindungsmittel. Darüber hinaus stellte sie als amtliche Materialprüfanstalt ihre gesamten Einrichtungen der privaten Wirtschaft zur Verfügung. In Betrieb ging die Prüfmaschine 1942 in dem eigens dafür errichteten sogenannten Gaber-Turm, der die 60 cm dicken und zwölf Meter hohen Spindeln aufnahm. Mit der Presse konnten die Tragfähigkeit von Mauerwerkskörpern und Stahlkonstruktionsteilen wie auch die Festigkeitseigenschaften von Bauhölzern geprüft werden und zwar nicht in kleinen Modellen, sondern als Versuchsstücke in möglichst natürlicher Größe. Als Ergebnis der Versuchsarbeiten konnten die bis dahin zulässigen Belastungsgrenzen für Holzkonstruktionen heraufgesetzt werden und der Naturstein gewann als Baumaterial stärkere Beachtung neben Stahl und Stahlbeton.
Prof. Gaber (1881-1952) hatte in Karlsruhe 1898-1902 studiert, wurde 1914 bei Prof. Friedrich Engesser in Karlsruhe promoviert und erhielt 1921 nach Tätigkeit in der badischen Bauverwaltung und Kriegseinsätzen als Ingenieur einen Ruf als ordentlicher Professor für Brückenbau, Baustatik und wissenschaftliche Betriebsführung. Im selben Jahr richtete er den Prüfraum Gaber ein, aus dem später die Versuchsanstalt für Holz, Steine und Eisen hervorging, die bis heute unter dem Namen Versuchsanstalt für Stahl, Holz und Steine besteht.
Der Gaber-Turm wurde 1944 bei einem Bombenangriff beschädigt und der Betrieb konnte erst 1948 wieder aufgenommen werden. Bis 1991 war die Prüfpresse im Einsatz, dann wurde sie ersetzt durch eine Maschine mit der doppelten Leistung von 10.000 Tonnen. Die ausgediente Presse erhielt ihren heutigen Platz, der sich auf dem Gelände des ehemaligen Botanischen Gartens der Technischen Hochschule befindet. Dieser hatte 1956 der neuen Straßenführung des Adenauerrings weichen müssen.
Dr. Manfred Koch, Herausgeber/Redaktion "Blick in die Geschichte"