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Blick in die Geschichte Nr. 112

vom 23. September 2016

Biographie Hanne Landgraf

Hanne Landgraf (1914-2005)

Das Foto Hanne Landgrafs entstand 1953 am Beginn ihrer erfolgreichen Arbeit als Parlamentarierin. Sie wurde am 14. Oktober 1914, wie sie sagte, "in die Arbeiterbewegung hineingeboren". Da die Eltern Karl und Frieda Siebert sozialdemokratischen Familien angehörten, hat sie früh erfahren, dass man für die Besserstellung der Lebensverhältnisse aktiv werden muss. Die "Gräfin", wie sei ebenso liebe- wie respektvoll genannt wurde, betrieb Politik mit der grundlegenden Überzeugung, dass nur wer die Nöte der Menschen kennt, ihnen helfen und in der Gesellschaft Gehör verschaffen könne.

Da Landgraf in der beginnenden Wirtschaftskrise 1929 keine Lehrstelle fand, lernte sie Maschinenschreiben und Stenographie und fand bei der Eisenbahnergewerkschaft Arbeit. Die Machtübernahme der NSDAP 1933 stürzte die Familie in extreme Not. Landgraf verlor wie ihr Vater wegen "politischer Unzuverlässigkeit" den Arbeitsplatz und fand erst 1936 wieder eine Stelle als Sekretärin. Sie blieb aber mit ihrem Mann Rolf, mit dem sie seit 1942 verheiratet war, ihren sozialdemokratischen Überzeugungen im Kreis Gleichgesinnter treu.

Als ihr Vater nach Kriegsende einer der Vorsteher der 16 Bezirke wurde, in die die Stadt zur besseren Verwaltung und Linderung der Nachkriegsnot aufgeteilt wurde, stand sie ihm trotz Schwangerschaft ehrenamtlich zur Seite. Motiviert durch erfahrene eigene Not, übernahm sie 1946 bei der Wiedergründung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Karlsruhe das Amt der Kassiererin, seit 1948 organisierte sie die Kindererholung im Waldheim. 1971-1981 übernahm sie dann den Vorsitz der AWO und wurde danach Ehrenvorsitzende. Zudem war sie Mitglied im Bundes- und Landesausschuss der AWO. Seit 1950 arbeitete sie auch im Müttergenesungswerk mit und amtierte 1970-1982 als dessen Landesvorsitzende.

1946 trat Landgraf in die SPD ein, die sie umgehend in den Jugendwohlfahrts- und den Schulausschuss der Stadt delegierte. 1953-1968 wirkte sie im Gemeinderat und 1966 rückte sie für den zum Bürgermeister gewählten Walther Wäldele in den Landtag ein, wo sie bis 1976 den Wahlkreis Karlsruhe-West vertrat. Wie im Gemeinderat machte sie auch im Landtag die Jugend- und Altenhilfe, Sport sowie die Interessenvertretung für Behinderte zu ihren Arbeitsschwerpunkten. Neben ihren Mandaten war sie seit 1956 Mitglied im Kommunalpolitischen Ausschuss der Landes-SPD und 1959 folgte sie ihrem Vorbild, der Karlsruher SPD-Politikerin Kunigunde Fischer, als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Karlsruhe.

Für ihr herausragendes gesellschafts- und sozialpolitisches Engagement erhielt die am 19. Januar 2005 verstorbene Hanne Landgraf zahlreiche Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, die Marie-Juchacz-Plakette der AWO und die Ehrenbürgerwürde in Karlsruhe. In Grötzingen trägt das Seniorenwohnheim der AWO ihren Namen, seit 2005 gibt es die Hanne-Landgraf-Stiftung, die sich für von unmittelbarer Not betroffene Karlsruher Kinder einsetzt. 2014 erhielt der Platz bei der Grundschule in der Südstadt-Ost ihren Namen.

Dr. Manfred Koch, Herausgeber/Redaktion "Blick in die Geschichte"

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