Menü
eService
Direkt zu
Suche
eService – Ihr Anliegen bequem Online erledigen
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Blick in die Geschichte Nr. 138

vom 17. März 2023

Carlsruher Blickpunkte

Die Wartehalle am Hauptfriedhof

von Volker Steck

Wenn man sich dem Haupteingang des Hauptfriedhofs nähert, fällt auf der linken Seite ein kleines Gebäude an der Straße ins Auge, dessen Frontseite voll verglast ist. Heute ist es Teil des Infocenters Friedhöfe Karlsruhe. Es hat aber eine weitaus längere Geschichte und wurde für einen ganz anderen Zweck erbaut.

Wartehalle am Hauptfriedhof 1906

Ab Mitte der 1880er-Jahre entstand östlich des Durlacher Tors ein neuer Stadtteil, die Oststadt. Neben einer umfangreichen Wohnbebauung wurde hier auch Gewerbe, darunter größere Industriebetriebe, angesiedelt. Zuvor war bereits 1876 am nordöstlichen Ende des zukünftigen Stadtteils der neue Friedhof der Stadt Karlsruhe eröffnet worden.

1905 war die Oststadt soweit gewachsen, dass die Stadtverwaltung einen Anschluss an das städtische Straßenbahnnetz beschloss. Der Erwerb der privaten Lokalbahn ("Lobberle"), deren Strecke bereits seit 1891 von Durmersheim über das Durlacher Tor nach Spöck führte, scheiterte. Deshalb ließ die Stadt parallel zum Gleis der Lokalbahn ein Doppelgleis für die Erweiterungsstrecke der Straßenbahn vom Durlacher Tor bis zur Endstation Friedhof verlegen, die am 16. Dezember 1905 in Betrieb ging. In den folgenden Jahren fuhren somit eine städtische und eine private Bahn auf jeweils eigenen Gleisen nebeneinander.

Da an der Haltestelle Hauptfriedhof regelmäßig größere Gruppen von Friedhofsbesuchern nach Beerdigungen als Nutzer der Straßenbahn erwartet wurden, errichtete die Stadt gleichzeitig eine Wartehalle beim Eingang des Friedhofs. Diese wurde als massiver Steinbau errichtet, da sie dem "Ernst der Umgebung" entsprechen sollte.

Entworfen wurde die Wartehalle vom Architekten Friedrich Beichel (1875-1955), der als städtischer Hochbauinspektor tätig war. Er orientierte sich an der benachbarten Friedhofsarchitektur von Josef Durm (1837-1919) im Stil der Neorenaissance und übernahm als Material den dort verwendeten hellen Sandstein. Dies verband er mit Elementen des Jugendstils, wie sie sich in den gusseisernen Stützen und der Darstellung eines Kranzes an der Innenwand der Wartehalle zeigen.

Mit der Einrichtung von Unterständen an der Straßenbahnhaltestelle Hauptfriedhof direkt an den Schienen in der Straßenmitte verlor das Wartehäuschen seine Funktion. 2001/2002 wurde es umgebaut und mit einer Glasfront versehen. Gemeinsam mit einem nördlich angebundenen Neubau bildet es seitdem das Infocenter Friedhöfe Karlsruhe des Vereins zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur. In der ehemaligen Wartehalle werden nun Ausstellungen gezeigt.

Dr. Volker Steck, Stadthistoriker, Stadt Karlsruhe, Kulturamt, Stadtarchiv und Historische Museen

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben