Pressebericht über das Stadtarchiv
Von Georg Patzer
Karlsruhe. Manchmal braucht auch das Stadtarchiv Hilfe. Wie bei einem Foto, das in der BNN-Reihe "Erkennen Sie Karlsruhe?" erschien: "Da kamen viele Zuschriften mit Details, so dass wir das Datum korrigieren konnten", erzählt Stadtarchivar Eric Wychlacz.
Auf dem Foto war das Café Kaiser zu sehen, davor parkte ein Auto. "Das Schwarmwissen hat uns sehr geholfen, dem Hinweis auf die Automarke sind wir dann im Verkehrsmuseum nachgegangen." Es war ein Opel Olympia, der ab 1935 produziert wurde. Und das Gebäude selbst wurde, wie eine Leserin wusste, am 27. September 1944 zerstört.
Wychlacz ist im Stadtarchiv unter anderem für den Bereich Archivpädagogik und -vermittlung zuständig. Studiert hat der 39-Jährige Geschichte, Klassische Archäologie und Ethnologie in Trier, hat im Badischen Landesmuseum ein Volontariat gemacht und danach eine Ausbildung im Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden. "Hier im Stadtarchiv läuft alles zusammen", sagt er. Und hat, damit es bei den Dienststellen der Stadt bekannter wird, das "Quiz des Monats" erfunden: "Wir haben ja den gesetzlichen Auftrag, die Unterlagen der städtischen Dienststellen zu archivieren", sagt er, "aber nicht alle haben uns auch auf dem Schirm." Durch das Quiz ist der Bekanntheitsgrad sehr gestiegen.
Das wird jetzt mit der BNN-Reihe "Erkennen Sie Karlsruhe?" auch für die Karlsruher so sein. Einmal im Monat erscheint ein Bild eines markanten Gebäudes der Stadt, zusammen mit dem Aufruf an die Leser, zu raten und Geschichten zu erzählen, die mit dem Gebäude zu tun haben, manchmal kommen mehrere hundert Zuschriften.
Hinter der Auswahl, die Wychlacz trifft, steckt viel Arbeit. Er recherchiert vor allem im digitalen Stadtlexikon und dem riesigen Fotobestand des Stadtarchivs, der einen großen Schatz hat: den Nachlass des Fotografen Horst Schlesiger, der ab 1950 rund 40 Jahre lang für die BNN die Stadtgeschichte fotografierend begleitete. Dazu kommen andere Fotos, unter anderem aus der Städtischen Bildstelle und der Plan- und Bildersammlung. "Was könnte spannend sein, was ist zu einfach, was ist wiederum zu schwierig zu erkennen?", fragt sich Wychlacz, der sich Brunnen, Denkmäler, Plätze und Häuser anschaut. Auch die Baischstraße oder die Bienleinstorstraße waren dabei oder das Eis-Capri mit einem Foto vom August 1959. "Das hat einen tollen Mitmacheffekt", sagt Wychlacz, "viele Geschichten kommen an die Öffentlichkeit, die sonst verloren wären, weil die Akten das nicht erzählen." Er selbst lernt als Nicht-Karlsruher viel dazu, geht mit anderen Augen durch die Stadt. Und die Leiterin des Stadtarchivs, Katrin Dort, die ihm diese Aufgabe angeboten hat, sagt: "Wir unterstützen diese Reihe gern, weil wir damit den Fotoschatz des Stadtarchivs der Öffentlichkeit vorstellen können, und weil es eine tolle Sache ist, die Menschen durch eigene Erinnerungen in Kontakt mit der Karlsruher Geschichte zu bringen, zum Gedanken: Ich bin Teil der Stadtgeschichte."
Quelle: Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | KARLSRUHE | 2. Mai 2023
