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Badische Woche vom 10. Dezember 2021

Pressebericht über das Stadtarchiv

Fan des Mittelalters

Katrin Dort trat als Leiterin des Karlsruher Stadtarchivs in große Fußstapfen

Katrin Dort ist Leiterin des Karlsruher Stadtarchivs und mehrerer Museen; die Historikerin und Archivarin hat ein Faible fürs Mittelalter, Foto: Ingrid Vollmer

Was findet ein Mittelalterfan an Karlsruhe? Katrin Dort scheint zufrieden. Die Leiterin des Stadtarchivs und der Historischen Museen hat rasch erkannt, dass es da ja auch noch Durlach gibt. Dort wohnt die Geschichtswissenschaftlerin nicht nur, aus Durlach stammt auch ihre Lieblingsurkunde: eine Königsurkunde von Sigismund, in der der König Durlach das Recht zusprach, zweimal im Jahr Jahrmärkte durchführen zu dürfen. Die Urkunde sei nichts Außergewöhnliches, sagt sie mit Blick auf "ihren Mittelalterschatz" im Stadtarchiv. "Aber ich hätte kaum damit gerechnet, so etwas hier zu finden."

Dafür hat sie in der Fächerstadt vor fünf Jahren den richtigen Job gefunden. Die 44-Jährige wollte in ein Stadtarchiv und wurde zur Stellvertreterin von Ernst Otto Bräunche, einer Karlsruher Institution.

Nachfolgerin von Ernst Otto Bräunche

"Ich habe sehr lange überlegt, ob ich mich für seine Nachfolge bewerben soll", erinnert sich die Hessin. "Ich hatte Angst, ich könnte dem nicht gerecht werden." Dennoch hat sie 2020 den Schritt in Bräunches mächtige Fußstapfen – er war 35 Jahre lang Archivleiter – gewagt. "Er war mein Mentor und hat mich ermutigt", sagt sie. Dass die Entscheidung richtig war, sieht sie heute. "Obwohl ich noch keinen Tag unter Normalbedingungen arbeiten konnte", resümiert Dort. Ihr Amtsantritt fiel direkt in die Corona-Zeit. Zwölfmal ist Katrin Dort bislang umgezogen. In Durlach-Aue scheint sie angekommen. Die Nähe zum Wald, die Radlmöglichkeit in die City, ihren Balkon, auf dem sie in diesem Jahr erfolgreich Tomaten gepflanzt hat, und natürlich Durlachs Geschichte gefallen ihr. Die Geschichtswissenschaftlerin ist ein strukturierter Mensch, der Gefallen an Pflichtaufgaben im Beruf findet. "Pflichtaufgabe des Stadtarchivs ist es, das Verwaltungshandeln nachvollziehbar zu machen und zu archivieren", bringt sie es auf einen kurzen Nenner. Alles, was in der Verwaltung geschieht, muss gesichtet, bewertet, zusammengefasst und so archiviert werden, dass es jederzeit von jedermann eingesehen werden kann.

"Das ist ein demokratischer Auftrag zur Wahrung des Rechtsstaatsprinzips", sagt sie und empfindet diese Arbeit als zutiefst sinnhaft. Aber auch an der Kür hat sie Spaß: am Vertiefen und Forschen (wozu nicht sehr viel Zeit bleibt), am Verhandeln mit Sammlern oder Erben, am Sammeln, am Bemessen dessen, was historisch bedeutsam sein könnte. Und dann gilt es für die Chefin natürlich auch, die 25 Mitarbeiter in Archiv und Museen zu führen.

Beim Telefonieren zeichnet sie Tiere

Katrin Dort charakterisiert sich als analytisch, aber auch als kreativ. Vier Jahre hat sie als Nebenfach Grafik und Malerei studiert, und es ist ihr Markenzeichen, auf Glückwunschkarten eine kleine Zeichnung zu hinterlassen. Die finden sich auch auf ihrem Schreibtisch, denn während Telefonaten skizziert sie mit Vorliebe Tiere. Veterinärmedizinerin war ihr Traumjob als Jugendliche. Bis sie ihr Herz ans Mittelalter verlor. Und an die Fantasy-Welt, in der sie sich gerne nach Arbeitsende erholt. Fast scheut sie sich zu erzählen, dass sie sogenannte Pen-&-Paper-Rollenspiele liebt, bei denen die Mitwirkenden fiktive Rollen einnehmen und gemeinsam durch Erzählen ein Abenteuer erleben. Experten meinen, Fantasy funktioniere vor allem auf der Basis von Historie bestens. Da ist der Mittelalterfan Dort also im richtigen Job und im richtigen Hobby angekommen.

Info

Zur Person: Katrin Dort wuchs in Gießen auf und ist seit Juli 2020 Leiterin des Stadtarchivs und der Historischen Museen Karlsruhe (Pfinzgaumuseum, Stadtmuseum, Erinnerungsstätte Ständehaus). Nach Studium und Referendariat in Florenz, Marburg und Trier kam sie 2017 in die Fächerstadt. Die 44-jährige promovierte Historikerin und Archivarin wohnt mit Mann und Kater in Durlach-Aue. Entspannung findet sie bei Fantasy-Romanen, in der Natur und beim Zeichnen.

Vorbilder: Starke, selbstständige Frauen wie die eigene Mutter oder Oma.

Lieblingsfilm/-musik: Fantasy- und Science-Fiction-Serien, Musik: Metal (melodische Stücke), Rock und Folk.

Motto: "Walk in beauty" (Schreite in Schönheit) – selbstsicher, zufrieden, gelassen und offen durchs Leben gehen.

 

Quelle: Badische Woche | Die Region | 10. Dezember 2021

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