Menü
eService
Direkt zu
Suche
eService – Ihr Anliegen bequem Online erledigen
Karlsruhe interaktiv – wichtige Website-Funktionen

Objekt im Fokus

 

Gablonzer Vase

 

Diese Vase war eines der wenigen Besitztümer eines sudetendeutschen Mädchens, das Ende November 1948 mit einem Vertriebenentransport aus Gablonz Karlsruhe erreichte. Die Vase ist ein typisches Beispiel für ein Produkt der Gablonzer Industrie, die in den Bereichen Glas- und Schmuckherstellung seit dem 19. Jahrhundert internationale Bedeutung hatte.

Gablonzer Vase

Die Stadt heißt heute Jablonec und liegt im Norden der Tschechischen Republik. Die Bevölkerung bestand zum größten Teil aus Deutschen und Österreichern. Fast alle von ihnen mussten in der Folge des Krieges die Stadt verlassen. Viele der Vertriebenen hatten in der Glas- und Bijouterieindustrie gearbeitet, was die Neugründung von Firmen in Deutschland und Österreich begünstigte.

Auch die etwa 1000 Gablonzer, die in Karlsruhe Aufnahme fanden, gingen schnell daran, neue Betriebe aufzubauen. Als Dachverband fungierte die zum 1. Dezember 1947 unter Beteiligung der Stadt gegründete "Arbeitsgemeinschaft der Gablonzer Industrie in Karlsruhe". Zwischen Mühlburg und Knielingen entstand dann seit Anfang der 1950er-Jahre sogar eine kleine Gablonzer Industriesiedlung.

19 Betriebe siedelten sich damals auf von der Stadt zur Verfügung gestellten Grundstücken im Bereich der Gablonzer-, Daimler- und Boschstraße an. Zahlreiche weitere Betriebe mit Gablonzer Wurzeln produzierten in den Gebäuden der früheren Artilleriekaserne in der Moltkestraße.

Durch den Mangel an Fachkräften und die Konkurrenz billiger Schmuckwaren aus dem Ostblock kam es aber bereits in den 1960er-Jahren zu einer Krise der Gablonzer Industrie in Karlsruhe, in deren Folge die Hälfte der bis dahin bestehenden 38 Firmen verschwand. Der Anteil von Schmuckwaren an der Produktion der Gablonzer Betriebe in Karlsruhe betrug damals nur noch etwa 30%. Die meisten Firmen waren inzwischen in der Metall- und Kunststoffverarbeitung angesiedelt.

Aus Mangel an Mitgliedern löste sich dann 1979 auch die "Arbeitsgemeinschaft der Gablonzer Industrie in Karlsruhe" auf. Heute gibt es im Nordwesten der Stadt und im Umland nurmehr eine Hand voll Betriebe mit Gablonzer Ursprüngen, wie etwa Bergmann & Hillebrand, Kreisel oder Dressler & Zimmerhackl.

 

Meinrad Welker M.A.

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben