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Badischer Beobachter vom 18. Juni 1933

Pressebericht über die Bücherverbrennung und die kulturellen Kampfwochen in Karlsruhe

Ein ernstes Wort zur Bücherverbrennung

Artikel "Ein ernstes Wort zur Bücherverbrennung", Badischer Beobachter vom 18. Juni 1933

Vor wenigen Tagen (Nr. 154 des "BB") haben wir die Stellung des katholischen Volksteils zur Bekämpfung von Schmutz und Schund dargelegt. Daß sie positiv ist und jeden sinnvollen Kampfakt gegen die Krebsseuche an unserem Volke begrüßt, wurde als selbstverständlich bezeichnet. Dazu brauchten wir keine Aufmunterung von irgend einer Seite her. Unser Kampf ist älter, so alt wie die Kirche selbst. Die Mittel waren auf katholischer Seite nicht nur der Scheiterhaufen, sondern die Arbeit für das gute Buch und seine weiteste Verbreitung. Ohne diese Arbeit wäre Deutschland kultur- und sittenlos. Ueber neue Verbündete in diesem Kampf freuen wir uns.

Es gehört aber dazu, daß man unsere Arbeit kennt, schätzt und unterstützt, weil sonst die Demonstration des Scheiterhaufens ihren Sinn verliert. Sehr befremdend muß es jedoch wirken, wenn man in der Auswahl des Schmutzes und Schundes nicht auf die Erfahrung und das für uns maßgebende Urteil der Kirche zurückgeht, sondern mit dem Volkskampf gegen die Schmutzseuche parteiische Absichten verbindet. Wie wir feststellen können, geschieht das dadurch, daß man gewisse Schriften schont, aber Feinde christlicher Lehre und Ehre sind (z.B. Mathilde Ludendorff), andererseits dadurch, daß untergeordnete Stellen bzw. Einzelpersonen sich anmaßen, auch katholische Zeitungen zum Verbrennen zu sammeln. In Karlsruhe hatten einige Mädchen, die das Hitlerkleid trugen, die Keckheit, ausgerechnet im Alten Vincentiushaus, das die Bibliothek des Borromäusvereins beherbergt, nach Schmutzschriften zu fragen!

Aus dieser Entgleisung sehen wir, daß die nötigen Richtlinien fehlten und daß jedenfalls die Betreffenden keinen Begriff davon hatten, wie unpassend und verletzend das Vorgehen war. Unerhört finden wir es, daß am gleichen Platz und sonst ebenfalls von untergeordneter Seite der BB [Badischer Beobachter], abverlangt wurde. Als katholische Tageszeitung, die seit ihrem Bestehen unter Hintanstellung materieller Vorteile in vorderster Linie des Kampfes gegen Schmutz und Schund steht, legen wie feierliche Verwahrung gegen Maßregeln ein, die dem vom Reichskanzler und den hiesigen maßgebenden Stellen aufgenommenen Volksgemeinschaftsgedanken entgegengesetzt sind. Wir dürfen hoffen, daß sofort entsprechende Anweisungen gegeben werden, um nicht den besten Willen der katholischen Staatsbürger einer schweren Belastungsprobe auszusetzen. Aus den Leitsätzen der gegenwärtigen Regierungen entnehmen wir, daß Gefühl und Ehre der deutschen Katholiken geschützt sind im Dritten Reich.

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