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Pressebericht über die Bücherverbrennung und die kulturellen Kampfwochen in Karlsruhe
Gestern mittag begann die groß angelegte Aktion der Hitlerjugend gegen literarischen Schmutz und Schund, der jahrzehnteland die deutsche Volksseele vergiften konnte. Vom Mühlburgertor und vom Durlachertor zogen je zwei Kolonnen des Jungvolks mit ihren Führern durch die Kaiserstraße, deren Buchhandlungen als erste gesäubert wurden, zum Marktplatz. Vor jedem Buchladen, vor jeder Bibliothek ließen die Führer ihre Jungens halten, kräftige junge Kehlen schmetterten den Schaulustigen, die sich rasch gesammelt hatten, den Kampfruf der Säuberungsaktion in die Ohren: Heraus mit Schmutz und Schund! Lest deutsche Dichter! Dann betrat eine Abordnung von sechs Jungens unter ihrem Führer den Laden und verlangte die Herausgabe sämtlicher unter das Schmutz- und Schundgesetz fallender Bücher. Ein Kommando von 12 Jungens hielt unterdessen den Eingang frei und sicherte gegen die rasch zusammengelaufene, neugierig vordrängende Menge.
In den mitgeführten Leiterwagen wurden die gesammelten Bücher dann ins Bezirksamt [Landratsamt und Polizeipräsidium, Hebelstraße] geführt, wo im Laufe des Nachmittags fünf bis an den Rand gefüllte Wagen mit Schmutzlektüre entleert wurden. Bis zum Ende der Aktion steht auf dem Marktplatz eine Wache der Hitlerjugend, die alle zwei Stunden abgelöst wird und das Transparent "Heraus mit Schmutz und Schund" trägt, und die so der Bevölkerung diese dringend notwendige Säuberung des deutschen Geistesgutes eindringlich in Erinnerung ruft.