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Karlsruher Tagblatt vom 18. Juni 1933

Pressebericht über die Bücherverbrennung und die kulturellen Kampfwochen in Karlsruhe

Sonnwendfeier auf dem Schloßplatz

Eine Ansprache des Kultusministers

Artikel "Sonnenwendfeier auf dem Schloßplatz", Karlsruher Tagblatt vom 18. Juni 1933

Als Höhepunkt der kulturellen Kampfwochen veranstaltete die Hitlerjugend gestern eine Sonnenwendfeier, verbunden mit Verbrennung undeutscher Schriften. Die Veranstaltung litt unter den starken Regengüssen. So mußte der Scheiterhaufen mit den Schriften früher angezündet werden als vorgesehen war. Gegen 3/4 9 Uhr marschierten die ersten Gruppen der Hitlerjugend auf und gegen 9 Uhr war die gesamte Hitlerjugend, das Jungvolk und der B.D.M. um das Denkmal des Markgrafen [sic, das Denkmal zeigt denGroßherzog] Karl Friedrich versammelt, an dessen Ostseite der Scheiterhaufen brannte. Andauerndes Nachgießen von Petroleum mußte ständig die Flammen schüren. Vor dem Holzstoß nahm das Jungvolk Aufstellung, rechts davon der B.D.M, links die Hitlerjugend. Der Spielmannszug der Hitlerjugend eröffnete die Feier mit dem Sturmlied "Volk ans Gewehr". Alsdann ergriff KULTUSMINISTER DR. WACKER das Wort zu einer Ansprache und führte etwa folgendes aus:

"Die deutsche Jugend demonstriert gegen Schmutz und Schund. Wenn sie heute vor dem flammenden Holzstoß steht, so scheidet sie zwischen dem, was arteigen und dem, was artfremd ist. Der Demonstration und den Reden folgt nun die Tat durch die tatsächliche Verbrennung der undeutschen Schriften. Gleich der Flamme bricht das deutsche Volk sich Bahn. Nicht ein Feuer des Hasses ist es, das angezündet wurde, sondern ein Zeichen, daß der deutsche Geist und Lebenswille des Millionenvolkes sich behauptet.

Alles Unedle und Niedrige soll vernichtet werden, alles Edle und Wertvolle seine Geltung bekommen. Ein Bekenntnis zu deutschem Geist und deutschem Gott, weg vom Chaos, ist es. Dieses Feuer zur deutschen Sonnenwende ist auch das Jubelfeuer der deutschen Schicksalswende. Die deutsche Jugend will leben, darum ging sie diesen Weg zurück zur Quelle ihrer Kraft. Da gibt es keine Kompromisse, kein Wenn und Aber, sondern nur ein Entweder-Oder. Das Feuer soll ein Symbol sein, das die junge Generation, die dermalen die Geschicke des deutschen Volkes in die Hand nehmen wird, das Erbe des deutschen Volkstums genau so achten und pflegen wird, wie es die echten Großen unseres Volkes taten."

Nach diesen Ausführungen wurden unter Feuersprüchen von zehn Hitlerjungen die zur Verbrennung bestimmten Schriften dem Feuer übergeben. Ein Sprechchor leitete über zu der Ansprache des Gebietsführers Friedhelm K e m p e r, der seiner Genugtuung darüber Ausdruck gab, daß sich deutscher Geist endgültig durchgerungen habe und dem Reichspräsidenten und dem Reichskanzler mit einem begeistert aufgenommenen dreifachen Siegheil für ihre Arbeit an diesem Ziele dankte. Das Horst-Wessel-Lied und das Deutschlandlied beschlossen die Feier. Ein Hitlermädchen überreichte dem Kultusminister und dem Gebietsführer Blumensträuße. Dann flammte noch der Holzstoß eine Zeitlang, bis Feuerwehrleute das Feuer löschten.

 

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